Blick auf Znaim Runde

Znaim, Südmähren, Tschechische Republik

Für unsere 250. Wanderung haben wir uns zum ersten Mal eine Runde in der Tschechischen Republik ausgesucht.

Und ich bin froh, dass wir Großstadtwanderer schon 249 Touren hinter uns haben, als wir uns mit "High Five" und "Wir leben noch" in Konice abschlagen. Aber fangen wir zu Beginn an. Auf der Suche im weltweiten Netz nach einer schönen Wanderung mit Beginn in Znaim/Znojmo stoße ich auf die Runde, die sich recht nett liest. Und so starten wir beim Muzeum motorismu, überqueren die Thaya und stehen vor Wandertafeln. Zwar ist unsere Runde nicht extra ausgewiesen, aber mit ein wenig Gespür sollte es so passen und gut gelaunt geht es Richtung Retz los. Nach den ersten paar Häusern biegt der Weg direkt in den Nationalpark Podyji. Noch schmunzeln wir über das Schild, mit dem Hinweis "anspruchsvolle Route". Untermauert mit einem abstürzenden Kinderwagen.

Ein kleines Stück bergauf und dann geht es hoch über der ruhig fließenden Thaya. Heute ist ein absoluter Traumtag. Stahlblauer Himmel, der schon verboten gehört, so kitschig wirkt alles. Nach einer erholsamen Nacht im Jukebox Hotel in der Excalibur-City, sind wir gut gestärkt nach dem Frühstück gleich los. Momentan finde ich es noch recht kühl in kurzer Hose und kurzem Wandershirt.

Schön ist der Wald. Frisch die Luft. Noch sind wir gut gelaunt. Noch!

Der Weg wird immer schmäler. Auf der rechten Seite fällt der Wald steil gegen die Thaya hin ab. Wir wandern nicht einmal direkt an der Kante. Langsam wird mir wärmer. Meine Güte, was trauen wir Großstadtwanderer uns hier zu?

Wir klettern über Wurzeln, versuchen auf schmalen Sandstellen nicht abzurutschen und sind oft dankbar, wenn ein Baum gerade in Griffnähe steht. Irgendwann kommt mir der Gedanke, dass wir gegen die eigentliche Wanderrichtung gehen. Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche – natürlich kein Netz. Aber ich habe die Übersichtskarte vorsichtshalber am Display. Ja, genau, wir gehen verkehrt. Nun, naja, eigentlich nicht so schlimm, dann haben wir diese Strecke hinter uns.

Irgendwo begutachten uns zwei Rehe fast schon gelangweilt und gehen dann ihren Weg. Vögel fliegen mehr wie tief vor unsere Nase. Wir versuchen uns nicht ablenken zu lassen. Die gute Laune ist verflogen und schweigend setzen wir behutsam Schritt für Schritt. Verdammt, wieso habe ich mir diesen Weg eingebildet? Der sah im Internet gar nicht so arg aus. Gut, aber auch ehrlich, viele Fotos habe ich nicht gefunden. Schon gar keines vom Weg. Hätte ich eines gesehen, wären wir nie hier gegangen. Mir schießen die letzten Nachrichten über Menschenrettung von Wanderwegen in den Kopf. Wie würden wir hier gerettet werden können? Auf der anderen Seite bin ich sicher, ein falscher Schritt, ein rasches Abrutschen an einer sandigen Stelle und ich brauche keine Rettung mehr.

Zum x-ten Mal halten wir uns hilfesuchend an Bäumen fest, während wir über Felsen klettern. Eine junge Dame überholt uns mit einem freundlichen Gruß in fremder Sprache. Mit Schweißperlen auf der Stirn sehe ich ihr nach. Die hat ein Tempo! Und normale Sportschuhe! Ich fühle mich in den schweren Wanderschuhen schon unwohl!

Ich Depp, schimpfe ich mich. Ich hatte die Runde vorbereitet. War so einfach: gemütlich, mit herrlichem Blick auf Znaim auf schönem Weg bis Konice. Pause. Weiter ab bis zur Thaya. Ich Depp dachte, ja ist sicher so ein Weg wie bei uns in den Donau Auen. Fehl gedacht! Da sieht man wieder wie wichtig Wanderberichte sind und wie kritisch man damit umgehen soll. Wir sind halt Großstädter, die wochentags im Büro hocken und Freizeitsportler am Wochenende. 249 Wanderungen beweisen es und können von allen, die so sind wie wir, eigentlich ohne Probleme nachgewandert werden.

Momentan hieve ich meinen städtischen Luxuskörper – ja, schon gut, bin eh gerade beim Abnehmen – wieder über Steine, die die Natur mir in den Weg gelegt hat. An einer Stelle packen wir sogar die Kameras weg, um auf allen Vieren darüber zu klettern. Zuvor haben wir mindestens 5 Minuten überlegt, wie wir am besten die Stelle passieren. Da wurde mir auch bewusst, dass es auch kein Zurück gibt. Jetzt müssen wir da durch. Übrigens, wie gesagt, ist auch der Weg nach Retz, der immer wieder in Wanderberichten angeführt ist! Na bravo.

Ich hoffe, weder auf Wölfe noch auf Bären zu stoßen, als ich hinter mir rasche Schritte höre. Ein junger Bursche joggt!! – ja, ehrlich, der joggt! – hinter uns her. Und nein, ich fantasiere noch nicht. Hilfe, und wir sch…. uns gerade an. Da sieht man wieder, wie jeder eine Strecke sieht. Der beschreibt sie sicher als "leicht". Da fällt mir eine Klammwanderung ziemlich am Beginn unserer Wanderkarriere ein, wo uns ein Einheimischer erklärt hat, er geht die Runde auch oft zweimal am Tag und wir schon einmal verzweifelt sind.

Er grüßt freundlich, springt an uns vorbei und verschwindet hinter der nächsten Kurve. Endlich haben auch wir – hoffentlich - die letzten Kurven vor uns. Wir erreichen die Stelle, wo ein kleiner Nebenarm von der Thaya abgeht und hier geht auch der Weg ab. Wie gesagt, wir sind verkehrt unterwegs und jetzt mehr als froh. Wir haben 4 KM hinter uns. Zum Glück, denn ab hier geht der Weg wirklich schön und Großstadtwanderern entsprechend weiter. Eigentlich fad. Ja, ja, bin ja schon ruhig und unendlich dankbar, dass wir diesen Weg hinter uns haben. In der eigentlich angeführten Richtung wäre dieses Stück zum Schluss wohl noch mehr Katastrophe. Bekanntlich ist man ja mit der Zeit schon etwas müde, nicht mehr so aufmerksam und die Beine werden immer schwerer. Glück im Unglück!

Wir erreichen Konice und kehren in einem Gasthaus ein. Ein Liter Mineral ist im Nu geleert. Langsam normalisiert sich unser Puls. Weiter geht es gemütlich am Rad-Wanderweg. Vorbei an herrlichen Aussichten in die Landschaft, an Marterln – wir halten überall kurz inne und sagen DANKE – und auf breitem Wege!

Wir erreichen den Kuhberg, wo sich im Mittelalter eine Weide und seit Ende des 18. Jahrhunderts bis zu den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts ein Militärübungsplatz befand. Heute ist es ein streng geschütztes Gebiet. Wir erreichen den Aussichtspunkt mit grandiosem Blick auf Znojmo. Ein Traum und ein schöner Abschluss dieser Tour. Noch ein Stück bergab, über die Brücke und wir sind zurück am Parkplatz.

Mein Blick fällt auf die "Zastavka", die Haltestelle des Bummelzuges durch die Stadt. In 10 Minuten nimmt er uns mit. Aber davon erzähle ich im Bericht Znaim/Znojmo.

Strecke lt. Angabe: ca. 8,4 Km

Höhenmeter lt. Angabe: ca. 140

Tourbeschreibung lt. Angabe: mittelschwer, also das stimmt, zumindest für den Teil neben der Thaya auf alle Fälle. Die Strecke ab Nebenarm nach Znaim über Konice (oder umgekehrt) ist wirklich leicht, für Radfahrer und Kinderwägen geeignet.

Start und Ziel: Muzeum motorismu, Kozeluzská 600. 669 02 Znojmo

Anreise: Auto – Parkplätze vorhanden. Am Tag unserer Wanderung kostenlos. Oder mit dem Bummelzug.

Unsere Dauer inkl. Fotos und eine Pause: rund 3 ½ Stunden

Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht:

Am Tag unserer Wanderung gut markiert. Zuerst in gelb, nach dem Nebenarm gibt es wieder Taferl mit "Znojmo". Konice steht leider nirgends. Ist aber nicht schwer zu finden.

Teil neben der Thaya für Kinderwagen, Radfahrer und Rollstuhlfahrer absolut nicht geeignet.

Hunde an der Leine traue ich mich nicht zu sagen, dafür fehlt mir die Erfahrung. Ich persönlich kann es mir nicht gut vorstellen.

Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, jedoch fast keine Rastmöglichkeiten gefunden.

Unsere Wandertipps: Großstadtwanderer

Wanderung: 250 seit 29.08.2020

Transparenz

Wien, 03.06.2023

1 = Start 2 = Brücke 3 = Aussicht auf Znaim
1 = Start 2 = Brücke 3 = Aussicht auf Znaim