Schafalm

Turracherhöhe, Steiermark

Montagmorgen. Feiertag. Wieder einmal viel zu lange geschlafen, kein Wunder bei den angenehmen Betten im Hotel Turracherhof. Außerdem hatten wir das Fenster einen Spalt offen - die reine Bergluft, gewürzt mit einer Prise Zirbenduft sorgt für herrliches Schlafklima. So etwas Feines kennen wir in der Großstadt gar nicht.

Die liebevolle Morgenpost beim Frühstück besagt ab der Mittagszeit Regen, also dann noch rasch die letzten Stunden genießen. Gut gestärkt geht es heute mal nicht Richtung Nocky Flitzer, sondern in die andere Richtung - also genau dorthin, von wo wir am Freitag aus Wien angereist sind. Bei der Maierbruggersiedlung steht schon das erste Schild mit "Schafalm", eine nicht bewirtschaftete Alm in diesem Gebiet.

Wir durchwandern ein kleines Häusermeer, lauter Ferienhäuser und -lodges. Schon bald geht es bergauf, direkt neben der Wildbachverbauung. Noch ist es schön, die Sonne lacht vom Himmel und die ersten Wolken sorgen für eine perfekte Fotostimmung. Zumindest für mich, ich liebe solche Stimmungen.

Wie oft wir heute bei diesem Anstieg stehen bleiben, zählen wir schon gar nicht mehr. Der Schweiß rinnt aus allen Poren, sogar beim Stehen. Die Schwüle scheint uns Großstadtwanderer fest im Griff zu haben und an einer langen Tour zu hindern. Der Weg ist eine breite Straße, nehme an im Winter eine Skiabfahrt oder so. Bin kein Wintersportler, also kann ich nicht wirklich mitreden.

Am Wegesrand blühen Bergblumen und Preiselbeeren leuchten uns entgegen. Wir kennen bis zu dieser Zeit auf der Turracherhöhe nur die kleinen roten Früchte zergatscht im Glas. Langsam frage ich mich ernsthaft, ob die überhaupt je in der Natur gewesen sind. Die am Strauch schauen so ganz anders. Schon alleine von der Farbe her. Nun ja, lassen wir mal die Natur in Ruhe und ziehen denkend weiter. Kurz vor der Schafbergbahn geben wir auf. Der Blick versucht die Bergwelt zu erfassen. Und mein Körper schreit "Mach Pause, da liegen große Steine, setz dich hin". Ich folge.

Lange sitzen wir schweigend nebeneinander. Genießen die Aussicht. Die Ruhe. Nur hin und wieder schreit ein Tannenhäher, oder eigentlich raunzt der vielmehr als er schreit. Witzig zu beobachten, wenn er die Zirbenzapfen stibitz und zu Boden fallen lässt, um sich danach darüber her zu machen. Der weiß auch, wie es geht. Mir ist ehrlich gesagt der Zirbenschnaps, den es hier auf den Hütten gibt, viel lieber. Und auch der harmlose Zirbensaft.

Die Kornockbahn bringt immer wieder Touristen nach oben. Die Schafbergbahn steht still und wartet auf den Winter. Wie es hier so ist? Im tiefen Winter? Im Tiefschnee? Wenn die Welt erstarrt und noch mehr Ruhe einkehrt, als jetzt schon vorhanden ist.

Langsam tut der Popo weh, der Stein ist keine gute Sitzgelegenheit. Die ersten dunklen Wolken schieben sich über die Bergkulisse. Ein Einheimischer kommt mit uns in Plaudern, "ja, mei heute wird's no poschen!" Er erzählt von den letzten Unwettern. Naturgewalten, die für uns Großstadtwanderer kaum vorstellbar sind. In mir jedoch ein mulmiges Gefühl hervorrufen, ich will bergab.

Und als wir an der Spitze des Turrachersees ankommen, sitzt uns das Gewitter im Nacken und die ersten Regentropfen fallen auf die Kamera. Unsere Schritte werden schneller, zum Glück ist der Turracherhof gleich erreicht. Nun noch gemütlich Mittagessen und dann Heimfahren.

Inzwischen hat sich das Gewitter mit einem heftigen Donner in die Berge zurückgezogen und wir fahren nur noch, im teils recht heftigen, Regen nach Wien. Schön war es hier, das verlängerte Wochenende.

Und wer macht es uns jetzt nach? Natürlich kannst du auch im Winter auf die Turracherhöhe fahren - wenn alles weiß und friedlich ist und man gleich vom Hotel aus den Lift erreicht.

Strecke lt. Angabe vor Ort: rund 5Km. Wobei beide Strecken die gleichen waren

Höhenmeter lt. Angabe vor Ort: rund 174 Hm

Start und Ziel: bei uns war es beim Turracherhof. Beginnen tut er offiziell am Fuße der Maierbruggersiedlung

Unsere Dauer inkl. Fotos und einer Pause: 2 Stunden

Weitere Informationen: Großstadtwanderer

Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht: Am Tag unserer Wanderung sehr gut beschildert. Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, keine Rastmöglichkeit, außer den harten Steinen, gefunden.

Transparenz

Wien, 15.08.2022