3-Seen-Weg
Turracherhöhe, Steiermark-Kärnten
Ich erschrecke, als ich auf die Uhr schaue. So lange haben wir noch in keinem Hotel dieser Welt geschlafen. Jetzt aber hurtig, sonst schaffen wir es nicht mehr zum ersten Kaffee des Tages.
Wir können es nicht glauben, doch Traude, die liebe Hotelchefin lächelt uns nur milde an. Kein Wunder unsere lange Schlafenszeit, hier in reiner Luft auf 1.763 m Seehöhe, direkt am Turrachersee und inmitten der größten zusammenhängenden Zirbenwälder Europas, meint sie und fragt besorgt, ob denn am Frühstücksbüffet noch ausreichend für uns vorhanden sei. Also bitte, da gibt es mehr als genug - die Auswahl ist echt groß und ich stelle mir meinen Tagesstart mal selbst zusammen.
Irgendwann ziehen wir los, passieren wenige Meter neben dem Hotel die Grenze zu Kärnten. Lassen die Alm-Zeit mit dem Nockyflitzer rechts und den Mythos Edelsteine links liegen, verlassen die Hauptstraße am Ende der Turracherhöhe in Richtung Karlsiedlung.
Wir passieren den Beginn des 3-Seen-Weges und genießen die erste kurze Pause am Grünsee, der seine Farbe den Algen auf seinem Grund verdankt. Als einziger See der Turracher Höhe entwässert er nach Süden in die Gurk. Kaum zu glauben, dass er immerhin bis zu 12 m tief ist. So friedlich liegt er vor uns und trotzt dem kühlen und grauen Samstag.
Mit den ersten Eindrücken behaftet pausieren wir in der Karlhütte. Selbstgemachte Säfte - sehr empfehlenswert der Zirbensaft - geben neuen Schwung. Nach einer längeren Pause ziehen wir weiter. Am ganzen Weg gibt es immer wieder Infotafeln, Gucklöcher, Kraftplätze, Rastmöglichkeiten und sinnliche Botschaften.
Wir kommen zur Sonnalm, hoch über dem Turrachersee. Tja, was soll ich sagen, ein Einkehrschwung muss sein. Hier stärken wir uns mit einem kühlen Holundersaftgetränk und genießen den herrlichen Ausblick.
Kurz danach queren wir eine Weide. Unsere erste Weidenwanderung und unsere erste, teilweise sehr nahe Kuh-Begegnung. Für uns Großstädter ein ganz eigenes Gefühl, während der Schwarzsee bereits zu unserer linken Seite zu sehen ist. Die Kühe sind entspannt, entweder mit Fressen oder einfach Widerkauen und Schauen beschäftigt.
Wir verlassen den Schwarzsee, der bis zu 4 m tief ist und nach Norden in die Mur entwässert und durchstreifen das Hochmoor. Hier sollte man etwas trittsicher sein, denn es geht teilweise von Stein zu Stein und dann wieder über Holzstege. Sollte man mal daneben treten, steht man im weichen Moorboden.
Wir atmen tief ein. So würzig diese frische Bergluft, so herrlich diese Ruhe, so entspannend die Aussicht. Ein Traum, so knapp 300 Km von Wien entfernt.
Hütte Nummer 3 ist erreicht - das s'Hüttenplatzerl. Eigentlich könnte, zumindest für uns, die Runde auch, der "3-Hütten-Weg" heißen. Natürlich müssen wir wieder einkehren - diesmal bei Fliedersaft. Und der kleine Hunger will auch gestillt werden. "Chef" mampft saures Rindfleisch und ich, wie kann es auf einer Hütte anders sein, den Kaiserschmarren. Hier gibt es außerdem selbstgemachte Hüttensuppen aus dem Kessel.
Gut gelaunt, gestärkt, voller Eindrücke und mit der Vorfreude auf unser Abendessen im Turracherhof geht es das letzte Stück bergab, ehe wir wieder den größten der drei Seen, den Turrachersee erreichen. Kärnten und Steiermark teilen sich den, bis zu 33 m tiefen Bergsee, der gegen Norden in die Mur entwässert.
Strecke lt. Angabe vor Ort: 7,5 Km. Bei uns war es etwas mehr, da wir vom Hotel Turracherhof gestartet und natürlich auch dorthin wieder zurückgekehrt sind
Höhenmeter lt. Angabe vor Ort: 133 Hm
Start und Ziel: Start ist eigentlich in der Karlsiedlung (Kärnten) und Ende am Turrachersee (Steiermark). Wie gesagt, unser Quartier war der familiäre Turracherhof
Unsere Dauer inkl. Fotos, 3 Hüttenbesuchen: 5 Stunden
Weitere Informationen: Großstadtwanderer
Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht: Am Tag unserer Wanderung sehr gut beschildert. Entlang der Strecke 3 Hütten (Öffnungszeiten beachten). Ausreichend Zeit zum Lesen der Taferl entlang der Strecke und zum Genießen mitnehmen. Viele Rastmöglichkeiten entlang der Strecke.
Wien, 13.08.2022