Kellerbergtour

Kollnbrunn, Weinviertel, Niederösterreich

Ich drücke mir die Nase an der Fensterscheibe breit. Aus dem anfänglichen Schneeregen wurden dicke Flocken, die nun die Autodächer wie Zucker auf einem Krapfen leicht bedecken. Mein Chef steht hinter mir "und wo gehen wir hin?"

Einige Zeit später stehen wir in Kollnbrunn, einem Ort nördlich des Hochleithenwaldes an der Brünnerstraße. Als es noch keine Autobahn gab, bin ich als Reisebuslenkerin x-mal durch den Ort gefahren. Interessanterweise gibt es den kleinen Bauernladen noch immer und das Gasthaus an der Kreuzung wird gerade renoviert. Leider war ich nicht so schlau das Internet nach den Öffnungszeiten für den Bauernladen zu befragen. Und natürlich hat er heute geschlossen. Nun gut, aber auf der Wand hängen die Wandertafeln und aufgrund des Schneeregens entscheiden wir uns für die kurze, rote Tour mit 3,2 km und folgen den ersten Schildern über die B7 in den Kellerberg. Er stellt eine Besonderheit, in der ohnehin nur dem Weinviertel eigentümlichen Kellerkultur dar. Er wurde im Laufe der Jahrhunderte zu einem Gesamtkunstwerk.

Wir überqueren den Weidenbach und, nachdem kein Wanderhinweis zu sehen ist, nehmen wir an, der Weg geht geradeaus weiter. Nach einer kleinen, typisch weinviertlerischen Steigung geht es rechts weiter. Die Weingärten im Schnee bieten ein bizarres Bild, wenn man bedenkt, dass noch vor kurzem hier hektische Betriebsamkeit herrschte. So ruhig liegen sie neben uns. Die Natur ist regelrecht auf dem Weg in den verdienten Winterschlaf.

Wir finden ein Hinweisschild mit 1,3 km, welches aber in jene Richtung zeigt, aus der wir kommen?!? Kurze Verwirrung. Was tun? Zurückgehen möchten wir auch nicht, zeigt sogar der Plan am Handy einen Rundweg an, also folgen wir dem geräumten Feldweg. Sehen Rehe, die unter dem leeren Hochstand herumtoben. Eine weitere Rehgruppe am offenen Feld. Ich habe einst von einem Jäger gelernt, dass, wenn sich die Rehe so in Gruppen zusammenfinden, ein harter Winter bevorsteht. Dann warten wir mal ab und gehen weiter und landen in Bad Pirawarth. Ok, der Ort stand nun nicht auf unserer Wunschliste und schon gar nicht auf der angegeben Wanderroute.

Noch vor dem Ortsschild zweigen wir rechts Richtung Kellerberg ab. Wandern entlang vom Weidenbach bis zur bereits bekannten Brücke, durchqueren einen Teil des Kellerberges und kommen wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Verlaufen kann man sich nicht wirklich, auch wenn die Beschilderung leicht verwirrend ist. Wichtig zu wissen: die große, weithin sichtbare Pfarrkirche gehört Bad Pirawarth und von dort sind es - je nach Wegwahl - zwischen 1 und schätzungsweise rund 1,5 km zurück zum Ausgangspunkt.

Nun ab nach Wien, wo ich heute mal mein Krisenkochbuch geschlossen halte. Seit dem ersten Lockdown habe ich meine Kochkünste erweitert, daher gibt es Rehmedaillons (aus dem Bauernladen nach der Wanderung in Bischofstetten) mit Erdäpfel-Pastinakenpüree und Rotweinsauce. Dann Mahlzeit.

Strecke lt. Angaben: 3,2 km/Unsere Km aufgrund Schätzung rund 5

Höhenmeter: keine Ahnung, aber viel waren es nicht

Start und Ziel: Kollnbrunner Bauernladen

Unsere Dauer inkl. Fotos und einem Umweg: 1 ½ Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: Bisserl Abenteuerlust ist nicht schlecht, denn die Taferl sind etwas verwirrend. Die große, weitsichtbare Kirche ist Bad Pirawarth - und dieser Ort ist 1 Km von Kollnbrunn entfernt. Und unbedingt vorab die Öffnungszeiten des Bauernladens im Internet erforschen - zahlt sich sicher aus. Durch unsere "eigenwillige" Route haben wir auch den "Weinsortenpfad" nicht gefunden.

Update 29.11.2021: Nach Rücksprache mit den verantwortlichen Personen für die Weinberg-Walking-Wege werden diese gerade überarbeitet und sollten in ein paar Wochen wieder perfekt beschildert sein.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 28.11.2021