Hiatarunde

Elsarn im Straßertal, Waldviertel, Niederösterreich

Nach unserer gestrigen Monstertour in der Wachau wollten wir es heute langsamer und einfacher angehen. Inspiriert hat uns unser Wanderkollege von Weinbergwandern. Und so folgen wir ab dem Germanengehöft Elsarn den blauen Taferln "Hiatarunde". Gleich zu Beginn geht es über den Gschinzbach, dem wir schon in Straß im Straßertal begegnet sind.

Gleich zu Beginn begrüßen uns viele schöne Frühlingsblüher und unendliche Stille. Wir atmen tief durch, genießen den leichten Wanderweg und freuen uns auf die Runde. Bald geht es etwas nach oben, nun gut, ein paar Höhenmeter müssen wir überwinden.

Schon bald verlassen wir das verbaute Gebiet und wandern durch Weinrieden. Neben uns raschelt es immer wieder im Laub. Wir sehen Eidechsen, kleine Mäuschen, die leider schneller als die Kameras sind, Vögel und Schmetterlinge. Noch ist die Natur im leichten Schlaf, nur zaghafte Knospen zeigen sich. Je höher wir kommen, desto traumhafter wird der Ausblick. Gigantische Weitsicht bietet sich uns vom privaten Weinbrunnen, der im Inneren ein paar Erfrischungen beinhaltet. Ein wahrer Geheimtipp.

Hier lässt es sich gut mit der Seele baumeln. Wir genießen die leichte Brise und die zärtlichen Sonnenstrahlen. Die Sicht reicht heute zwar nicht bis zum Schneeberg, dennoch liegt uns eine traumhafte Landschaft zu Füßen. Wir verbringen unendlich viel Zeit bei der kleinen Pause, ehe wir weiterziehen.

Kaum zu glauben, dass diese Gegend einst Meer war. Die letzten Zeitzeugen finden sich im teils sehr sandigen Boden. Wir erreichen die letzte von einst vier Hiatahütten. Sie dienten als Unterkünfte für die Weingartenhüter in ihrem Rayon. Sie besteht aus Ziegelmauerwerk und konnte durch eine Holztür betreten werden. Gleich daneben steht eine seltsame Figur, der sogenannte Buttenbürger - so wurden die Straßer früher scherzhaft bezeichnet. Am Rücken trägt er eine, mit Weintrauben gefüllte Butte.

Wir sind auf 340 m Seehöhe in der Ried Bleckenweg, einen einst bedeutenden Fernverkehrsweg, der von Krems/Stein bis nach Kiew verfolgt werden kann. Eine "blecke" ist eine Stelle am Steilhang, wo das nackte Gestein oder die lehmige weiße Erde abgerutscht ist. Ebenso auf gleicher Seehöhe ist die Ried Gautscher mit seinen eisenhaltigen Resten des Urmeeres und somit eine der spannendsten Rieden in Straß. Die perfekte Unterlage für mineralische und würzige Weine bietet eine Unzahl an verwitterten, aber auch gut erhaltenen Fossilien. Auf der höchsten Stelle des Bergs Gautscher stand einst der Galgen des Landesgerichts Grafenegg.

Von nun an geht es bergab bis zum weißen Kreuz. Über unseren Köpfen nutzen Greifvögel die perfekte Thermik. Neben uns blühen Kuhschellen und Veilchen. Wir erreichen die Ortschaft Wiedendorf und biegen beim Holzkreuz im Wolfgraben links in die Bäckergasse ein - hier fehlt ein blaues Wanderschild.

Schon bald geht es nochmals kurz bergauf, vorbei am Barbarakreuz, hoch über Elsarn bis zur Pfarrkirche der Hl. Margareta von Antiochia. Noch ein Stück bergab und wir sind wieder am Ausgangspunkt.

Strecke lt. Angaben: rund 6,5 km

Höhenmeter lt. Angaben: rd. 164

Start und Ziel: Freilichtmuseum Germanengehöft Elsarn

Unsere Dauer inkl. Fotos, Tierbeobachtungen, einer Getränkepause: 3 Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: Verpflegung bei Bedarf mitnehmen. Entlang der Strecke keine Einkehrmöglichkeit. Beim Weinbrunnen tolle Pausenmöglichkeit.

Beschilderung am Tag unserer Wanderung: recht gut ausgeschildert. Nur zweimal mussten wir auf der Seite von Weinbergwandern nachschauen.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

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Wien, 27.03.2022