Ysperklamm

Yspertal, Waldviertel, Niederösterreich

Ich sitze auf der Holzbank, die nichts anderes als ein Brett auf zwei Holzpflöcken ist, baumle mit den Beinen und schlage "High Five" mit "Chef" ab. Diesmal haben wir es geschafft.

Beginnen wir jedoch frühmorgens am Parkplatz der Ysperklamm. Noch kann ich aus freien Stellflächen wählen, noch steht keine Schlange am Kassahäuschen und noch ist es für den kommenden heißen Sommertag angenehm kühl.

Gestern haben wir die Große Ysper schon ein Stück begleitet, heute werden wir ihre Kraft zu spüren bekommen. Sie donnert neben uns, über knapp 300 Höhenmeter, ins Tal. Wobei sie dafür nur 2 Kilometer Zeit hat. Was sind für euch Großstadtwanderer schon 2 Kilometer, wirst du als treuer Leser/treue Leserin jetzt denken. 

Doch ich weiß, die Klamm hat es in sich und vor vielen Jahren, vor ichwillwiederraus, haben wir es gerade einmal konditionsmäßig bis zur Mitte geschafft. Hier kann nämlich bei der Rote Reithbrücke in der Klamm Mitte der Weg verlassen werden und am gut ausgebauten Forstweg retour zum Startpunkt gelaufen werden.

Schon kurz nach Durchquerung des Drehkreuzes zieht einen die Magie der Natur in ihren Bann. Einmal wild tobend, dann wieder sanft fließend, strömen die Wassermassen über die moosbedeckten Steine. Immer wieder verlassen wir den Weg, um noch näher am Wasser zu sein.

Wir lauschen den Stimmen des Wassers, den Geräuschen des Waldes und den Gesprächen der Wanderer, die hinter uns nachkommen. Nun gut, auf letzteres könnten wir gerne verzichten, lässt sich aber manchmal aufgrund der Lautstärke nicht umgehen. Hinter uns wird es, aus dem Stimmengemurmel zu schließen, schon etwas voller.

Diesmal brechen wir die Tour nicht in der Klammmitte ab, sondern diesmal wollen wir auch die Obere Klamm erwandern. Konditionstest sozusagen. Denn jetzt wird es richtig wildromantisch, teilweise schmal und etliche Stufen warten auf uns. Ich komme mir schon vor wie in Venedig.

Himmel, ich verfluche wieder mal meine Großstadtkilos, die ich nun nach oben zerre. Die rechte Hand umklammert die Kamera, die linke hat zieht sich nicht einmal an den wirklich stabilen Holzgeländern nach oben. Nachdem die Ysperklamm zum Naturdenkmal erklärt wurde, sind die Steige und Brücken ständig unter Kontrolle und somit bestens gewartet. Somit steht einer sicheren Durchquerung nichts im Wege – dafür zahlen wir auch gerne Eintritt. Dennoch bitte um Vorsicht, Natur ist Natur.

Ich schaue wieder mal ins braune Wasser, das sich über die Granitfelsformationen seinen Weg bahnt. Das Wasser ist nicht schmutzig, sondern aufgrund des hohen Huminsäure- und Eisengehaltes braun. Am oberen Ende der Klamm, dort wo wir gerade am Rande des Fichtenwaldes sitzen, gab es bis 1956 den Ödteich, der über Jahrhunderte eine wichtige Funktion für die Holzwirtschaft hatte. Er diente als Wasserspeicher für die Holzschwemme. Noch heute oft an Resten der sogenannten "Stoag'schlacht", aufgeschichtete Steinmauer im Bachbett, um Verklausungen bei der damaligen Holztrift zu vermeiden, zu erkennen. Bis zu uns nach Wien fanden die, bis zu 75 cm langen Baumstämme ihren Weg. Welch Getöse muss es gewesen sein, als die Baumstämme tobend die Felsabhänge zu Tale schossen? Bis zu 500 Männer waren bei der lebensgefährlichen Arbeit im Einsatz. Hin und wieder können wir die alte Zeit nur erraten, denn noch heute schleppt die Ysper immer wieder Holz auf ihrer Reise mit.

Schweißtreibend war der Aufstieg, aber wir sind heute angekommen. Dunstig und unerträglich waren die letzten Meter, da die Nachmittagsgewitter sich schon langsam in hohen Wolkentürmen ankündigen. Und der Anstieg forderte sowieso unsere Kondition heraus. Dafür geht es jetzt nach einer kurzen Pause gemütlich bergab. Eine breite Forststraße führt zurück zum Ausgangspunkt. Achtung: Rückweg über die Klamm nicht möglich!

Der Weg führt an einem Aussichtspunkt vorbei, schlängelt sich zurück in die Klammmitte und somit zur Roten Reithbrücke. Hier nutzen wir noch die gemütliche Bank für eine längere Pause. Wir lauschen dem Wasser, schauen den mittlerweile doch recht vielen Wanderern zu. Die einen, die hier ihren Weg abbrechen, sowie wir einst, die anderen, die ihren Weg in die obere Klamm fortsetzen. Beobachten Hunde und Kinder, lauschen dem leichten Windsäuseln und lassen die Sonne unsere Nasen kitzeln. Irgendwann ziehen wir weiter, das letzte kleine Stück – ein kurzer Abstecher zum Fotopoint muss noch drinnen sein – und kehren im Forellenhof ein.

Angaben lt. Internetrecherche – gefunden im Vorfeld.

  • Strecke: 4 Km
  • Höhenmeter: ca. 300
  • Tourbeschreibung: mittel

Wo geht es los? Wie kommt man hin?

  • Start und Ziel: Parkplatz Ysperklamm
  • Anreise: PKW
  • Mit dem Auto: Parkplätze vorhanden. An unserem Wandertag kostenlos.
  • Öffentlich: keine Ahnung
  • Empfehlung für Gruppen: Wanderbusse ab 6 Personen bei CÄSAR

Wie lange waren wir unterwegs? Gibt es Rastmöglichkeiten? Gastronomie entlang der Runde?

Infos lt. Erfahrung am Tag unserer Wanderung

Unsere Dauer inkl. Fotos sowie einer kurzen und einer längeren Pause: rund 2 ½ Stunden

Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, Rastmöglichkeiten gefunden.

Gastronomie entlang der Strecke: am Parkplatz, Forellenhof

Folgende Hinweise sind aus unserer Sicht bzw. Anhand unserer Erfahrung am Wandertag:

Markierung: am Tag unserer Wanderung gut markiert

Kinderwagen: nicht geeignet

Rollstuhl: nicht geeignet

Fahrrad: nicht geeignet

Hunde: an der Leine kein Problem.

Wegbeschaffenheit: Waldweg, steinig, Stufen, Brücken

Was noch wichtig/interessant ist:

Bei unserer Wanderung EUR 5,00 Eintritt/Erwachsenen. Nur cash. Außerhalb der Kassaöffnungszeiten ist ein Automat vorhanden.

Die Runde kann noch erweitert werden – Druidenweg, ca. 10 bzw. 11 Km, je nach Abstieg (steil, leicht) Wanderkarten gibt es beim Start. Ebenso kostenloses WC und ein paar Souvenirs.

Unbedingt feste, rutschfeste Schuhe, Grundkondition, Trittsicherheit und man darf keine Angst vor engen Stellen, Brücken, Stufen und teilweise Menschenansammlungen haben.

Für Fotografen: Stativ nicht vergessen. Wer aber, so wie ich, zu faul zum Schleppen ist oder nicht soviel Zeit damit verbringen möchte, dem sei gesagt, Steine, Brückengeländer, Bäume, etc. bieten sich als herrliche Alternative an. Mit einem lichtstarken Objektiv geht es recht gut.

Wanderung Nummer 271 seit 29.08.2020

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

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Wien, 13.08.2023