Künstlersteig

Wernstein am Inn, Innviertel, Oberösterreich - Deutschland

Von unserem Balkon im Landhotel Mariensäule überblicken wir den Inn, die Mariensäule, die Burg Wernstein und hoch hinauf zum Schloss Neuburg am Inn, das bereits auf deutschem Boden liegt.

Nach dem Frühstück überschreiten wir die Innbrücke, in deren Mitte ein kleiner, kaum wahrnehmbarer Grenzhinweis liegt. So schnell sind wir vom Innviertel in Oberösterreich im Nachbarland Deutschland, genauer gesagt in Bayern. Seit 2006 steht Fußgängern und Radfahrern dieser einfache Übergang zur Verfügung.

Nun geht es reizvoll am Inn, durch die Vornbacher Enge, entlang. Eine Fülle von Freizeitaktivitäten sehen wir auf den Kilometern. Wanderer teilen sich den Weg mit Radfahrern. Hoch hinaus wollen Kletterer an den bizarren Felsformationen im Klettergarten, der seit 1970 vom Anfänger bis zum Profi einiges zu bieten hat. Heute stehen u.a. der Anfänger- und Extremfels, sowie die Drei Zinnen oder gar der Teufelsfels zur Verfügung. Gemütlicher geht es für Passagiere auf den Ausflugsschiffen zu. Und wir Wanderer biegen am Ende des Klettergartens auf den sogenannten Künstlersteig ab.

Es geht leicht bergauf. Der Weg wird schmäler, der Wald dichter. Heute ist es ein wenig gatschig und rutschig, da es schon seit Tagen regnet. Auch gerade eben an der Innlände wurden wir von einem Regenschauer überrascht und suchten unter einem Felsvorsprung einen trockenen Zufluchtspunkt. Trittsicher und schwindelfrei sollte man bei diesem Weg sein. Zumindest so Wanderer wie wir Großstadtwanderer eben.

Leise ist es im Wald und eigentlich recht finster. Wir steigen über Stufen hinab und weiter geht es auf schmalen Weg. Leider haben die letzten Unwetter ihre Spuren hinterlassen und so steigen wir über einen gefallen Baum hinweg. Da haben wir Großstadtwanderer ja eine schöne Tour ausgesucht!

Mein Herz schlägt bis zum Hals. Aber ich will zum Schloss Neuburg am Inn, das oberhalb des derzeit braunen Inns drohnt. Noch ein paar Schritte, über eine Brücke und schwupps stehen wir schon am Ziel. Na, war ja doch zum Schaffen, klopfe ich mir schweißnass auf die Schulter. Schade, dass die Gastro am Schloss geschlossen ist, jetzt hätte ich mir ein kühles Weißbier verdient.

Nun gut, alles kann man nicht haben. Aber der Weg hat sich ausgezahlt. Dafür erkunden wir die Höhenburg, die 1050 von den Grafen von Formbach erbaut wurde. Unglaublich faszinierend, die unterschiedlichen Baustile. Ich kann gut verstehen, dass sich die Herzogtümer Bayern und Österreich ewig um die strategisch günstig gelegene Festung stritten. Mehrere Besitzerwechsel hat sie erlebt, ehe sie 1310 im bayrisch-österreichischen Konflikt zerstört wurde.

Einige Zeit gehörte sie den Habsburgern, ehe sie Hanns von Rohrbach erwarb und den Ausbau begann, fortgesetzt von seinem Nachfolger Sigmund von Niederthor. Diese Liste der Besitzer, Baumeister und Ideengeber könnte ich noch unendlich fortsetzen. Aber die kann man auch vor Ort nachlesen bzw. mit etwas Einfühlungsvermögen "erfühlen". Unglaublich welche Geschichten die Wände, Mauerreste, der Garten und die vielen Eidechsen erzählen könnten.

Seit 1998 gehört sie dem Landkreis Passau und dient als Tagungs- und Veranstaltungszentrum sowie Galerie für Künstler aus dem Landkreis. In der Hauptburg ist das gesamte Institut für Markt- und Wirtschaftsforschung der Universität Passau beheimatet.

Wir stehen mittlerweile am Söller und schauen hinab zum Inn, der sich nach den Regentagen bräunlich durch die Landschaft schlängelt. Wir winken unseren Gastgebern im Landhotel Mariensäule zu und bestellen schon mal lauthals unser Belohnungs-Wander-Bier. Nun gut, das Schreien machen wir geistig, denn es würde ohnehin unten nicht ankommen.

Ehe wir den einfachen, aber recht steilen Asphaltabstieg zurück zum Inn wählen, schauen wir noch in den Barockgarten aus der zweiten Hälfte des 17. Jhdts., bewundern die Callot-Figuren, sogenannte Salzburger-Zwerge sowie den Garten-Pavillon mit Muschel-Grotte. Ein Werk von Batista Carlone und Giovanni Sforzza. Und jetzt zurück zum Hotel, denn der nächsten Regen kündigt sich mit leisen Tropfen schon an.

Angaben lt. Internetrecherche – gefunden im Vorfeld.

Strecke: knapp 5 Km

Höhenmeter: 140

Tourbeschreibung: mittel, lassen wir so stehen

Wo geht es los? Wie kommt man hin?

Start und Ziel: wir sind beim Landhotel Mariensäule gestartet, dann über die Innbrücke nach Deutschland gegangen

Anreise: Auto

Mit dem Auto: Parkplätze vorhanden. Wir sind beim Landhotel Mariensäule losgegangen (Für Gäste hinter dem Haus, für Wanderer neben der Mariensäule direkt am Inn). Die Tour kann aber auch beim Schloss Neuburg am Inn gestartet werden. An unserem Wandertag beide Parkplätze kostenlos.

Öffentlich: Linienbus und Bahn

Empfehlung für Gruppen: Wanderbusse ab 6 Personen bei CÄSAR

Wie lange waren wir unterwegs? Gibt es Rastmöglichkeiten? Gastronomie entlang der Runde?

Infos lt. Erfahrung am Tag unserer Wanderung

Unsere Dauer inkl. Fotos, ausführliche Besichtigungsrunde Schloss Neuburg am Inn: rund 3 Stunden

Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, Rastmöglichkeiten gefunden.

Gastronomie entlang der Strecke: Landhotel Mariensäule

Folgende Hinweise sind aus unserer Sicht bzw. Anhand unserer Erfahrung am Wandertag:

Markierung: am Tag unserer Wanderung relativ gut markiert. Über die Brücke (von Österreich kommend) und dann links bis zum Schild Künstlersteig. Oder über die Brücke und dann rechts bis zur Kläranlage und dann die Asphaltstraße steil nach oben. Beim Schloss beginnt dann der Künstlersteig beim Teich mit kleinem Springbrunnen.

Kinderwagen: nicht geeignet

Rollstuhl: nicht geeignet

Fahrrad: nicht geeignet

Hunde: an der Leine kein Problem.

Wegbeschaffenheit: Asphalt, Brücke, Naturboden, Steig, der heute zum Schluss sehr schmal und aufgrund der langen Regenzeit rutschig war

Was noch wichtig/interessant ist: Die Neuburg am Inn war bei unserem Besuch kostenlos zu erforschen

Wanderung Nummer 267 seit 29.08.2020

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 03.08.2023