Urwald Dürrenstein

Alleine schon die Fahrt zu den Rotschild-Teichen ist atemberaubend schön.

Auf der einen Seite schroffe Felsen, auf der anderen tosendes Wasser. Dazwischen ein recht naturbelassener Tunnel. Endlich angekommen geht es unter dem Weidenbogen hindurch, dem symbolischen "Tor zur Wildnis". Anfangs wirkt der Weg recht unspektakulär, wo wir doch auf dem Weg in den Urwald sind.

Der Erlebnisweg wird in der Steinbach-Siedlung vom Eulenweg abgelöst. Schautafeln erläutern entlang des Weges die Welt der Eulen ab dem Ei anhand von fünf Arten, die sich als detailverliebte Holzfiguren präsentieren.

Wir sind zwischen Hochkar und dem Ötscher, in einem Gebiet, dass sich etwa 3.500 ha rund um den 1.878 m hohen Dürrenstein erstreckt. Nur einem Streit im 14. Jahrhundert ist es zu verdanken, dass der heutige Urwald ein besonders schwer zugänglicher Teil dieses Waldes ist. Über mehrere Jahrhunderte tobte ein Streit zwischen den Kartäusermönchen und dem steirischen Stift Admont um die Wassernutzungrechte. Und das Wasser hätte man für den Transport von Holz benötigt. So blieb der Urwald über viele Hundert Jahre unberührt. In weiterer Folge ist es dem reichen Bankier Albert Salomon Anselm Freiherr von Rothschild zu verdanken, dass der Rothwald, sein "Goldplatzl", bereits 1942 unter Naturschutz gestellt wurde. Der Urwald selbst, inmitten des Schutzgebietes, gehört noch heute den Nachfahren der Rothschilds und ist nur Tieren und Pflanzen vorbehalten.

Der für Besucher freigegebene Eulenweg ist für klein und groß gut zu erwandern. Er führt zwischen Felswänden hindurch und wird ständig vom Windischbach begleitet. 2017 wurde das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal zum UNESCO Weltnaturerbe und steht auf einer Stufe mit dem Grand Canyon oder dem Yellowstone Nationalpark und unterliegt der strengsten Schutzkategorie nach IUCN-Kriterien. Nur wenige, eigens markierte Wanderwege erlauben es interessierten Wanderern, selbstständig das Schutzgebiet zu erforschen. Selten, aber doch bieten geführte Exkursionen mehr Einblick in diese besondere Welt.

Und so durchwandern wir das herrlich ruhige Gebiet. Ehrfurchtsvoll. Ich meine, wir sind ja nicht gerade kleingewachsen, aber inmitten dieser unberührten Bergwelt fühle ich mich wie eine Ameise. Wie eine ganz kleine Ameise. Unglaublich faszinierend. Immer wieder bleiben wir stehen, immer wieder betrachten wir die Welt, die scheinbar heile Welt. Und eine, für uns Großstadtwanderer, ganz fremde Welt.

Der Fluss erzählt sein Lied. Das Wetter ist heute nicht sehr berauschend, daher sind wir annähernd alleine unterwegs. Nur einmal begegnet uns eine Familie samt Kinderwagen und Hund an der Leine, die scheinbar am Rückweg sind.

Wir steigen über eine Brücke, endlich mal eine Bank für eine Rast. Niedersetzen, Gedanken loslassen, tief einatmen und ruhig genießen. Schweigend sitzen wir einige Zeit nebeneinander. Und wer mich kennt, weiß, dass Schweigen nicht zu meinem Lieblingsbeschäftigungen gehört.

Irgendwann ziehen wir weiter. Vorbei geht es an Uhu und Waldkauz, leider nur aus Holz. Langsam erreichen wir den Talschluß. Hier ist für uns Großstadtwanderer Schluss. An jener Stelle, wo sich verschiedene Gebirgsflüsse treffen und zum Windischbach gesellen, kehren wir um. Ab hier würde es, soweit eben erlaubt, in die Wildnis gehen. Aber nur für trittsichere und abenteuerfreudige Wanderer. Wir lassen es sein und gehen auf dem gleichen Weg zurück zum Ausgangspunkt. Danach geht es zurück zu unserem Quartier, der Ötscher Lodge.

Strecke lt. Angabe: ca. 7,4 Hin und retour, wobei es sicher an die 9 Km waren – denn dort fotografieren, wieder zurücklaufen wegen einem Foto, kurzer Abstecher über die Brücke zum Bankerl und der Brücke, Runde am Talschluss und viele Schritte mehr…

Höhenmeter lt. Angabe: 53

Tourbeschreibung lt. Angabe: Leicht. Dem stimmen wir gerne zu.

Start und Ziel: Rothschild-Teiche im Steinbachtal, Navi: Ybbssteinbach 34, 3345 Ybbssteinbach

Anreise: mit dem Auto, Parkplätze am Tag unserer Wanderung kostenlos. Achtung: Zufahrt mit Fahrzeugen über 3,5 m nicht möglich – entlang der Zufahrt gibt es einen relativ naturbelassenen Tunnel!

Unsere Dauer inkl. Fotos, kurzer Pause und Lesen der Schautafeln: rund 3 Stunden

Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht:

  • Am Tag unserer Wanderung gut markiert.
  • Runde für Kinderwagen und RollstuhlfahrerInnen aus unserer Sicht geeignet. Barrierefrei.
  • Hunde an der Leine kein Problem.
  • Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, aber nur eine Rastmöglichkeit gefunden.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wanderung: 240 seit 29.08.2020

Wien, 30.04.2023