19. Proviant Wandertag

Das darf aber jetzt nicht wahr sein!

Es sind exakt 60 Minuten vor Startschuss des 19. Proviant Wandertags und ein heftiges Gewitter zieht übers Land. Es schüttet aus Kübeln und wir grübeln. Was tun? Aufgrund des positiven Wetterberichtes haben wir nicht mal Jacken dabei.

Unser kleines Stoßgebet, oder war es eher die Schimpftirade, dass wir 130 Kilometer gefahren sind, uns auf einen schönen Wandertag freuen und jetzt buchstäblich im Regen stehen, wurde erhört. Nicht mal 30 Minuten später hört der Regen auf, die finsteren Wolken verziehen sich und wir versuchen auf der matschigen Parkplatzwiese nicht stecken zu bleiben. Pünktlich um 09.30 starten wir mit unzähligen Wanderern los. Und juhu, es geht gleich mal bergauf. Na, das lieben ja die Wiener Großstadtwanderer besonders.

Doch in der Menge der fröhlichen Wanderer ist die erste Steigung, so gefühlt mal 100 Höhenmeter, gleich geschafft und wir erreichen die 2. Station, von insgesamt 7, die uns erwarten werden. Noch nutzen wir unsere frühmorgendlichen Kräfte und ziehen weiter. Die Asphaltstrecke liegt hinter uns und die Route führt direkt über eine leere Weidefläche, relativ steil über eine gatschige Kuhstrecke weiter gegen Himmel. Apropos Himmel! Was um Himmelswillen haben wir Großstädter uns angetan, fluche ich ein Stück weiter mitten im Wald, während es unaufhaltsam weiter nach oben geht. Wir sind jedoch nicht die Einzigen, die hin und wieder mal schnaufend stehen bleiben und Luft schnappen. Beruhigendes Gefühl. Das morgendliche Gewitter hat den Boden teilweise ordentlich zugesetzt und zeitweise kämpfen wir nicht nur mit der Luft, sondern auch mit dem rutschigen Untergrund.

Raus aus dem Wald und hoch über unseren Köpfen wartet bereits Labestation 3 auf uns. Ich lasse mich auf einer Bank fallen. Mein Chef fragt was ich gerne hätte: "Ein Sauerstoffzelt bitte". Gut, er bringt dann Hollersaft gespritzt, geht auch. Also wenn Schwitzen gesund ist, dann leben die meisten Wanderer hier mehr wie gesund. Kaum einer, der nicht verschwitzt ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, die knapp 400 Höhenmeter gleich in der ersten Wanderstunde hinter mir zu haben.

Gestärkt und in der Hoffnung die höchste Stelle bald erklommen zu haben, ziehen wir weiter. Ein kurzes knackiges Stück später und der Weg zeichnet sich etwas gerader aus. So erreichen wir die höchste Stelle auf 712 m. Ein traumhaftes Panorama entschädigt die Plagerei. Unglaublich schön hier im Mostviertel.

Von nun geht es relativ gemütlich weiter. Bergab, bisserl bergauf, gerade, auf Wiesen, durch kleine Waldstrecken, über leere Weiden, kurze Güterwege bis zur Labestelle 4, von dieser wir schon von weitem die Jagdhornbläser Gresten-Reinsberg hören. Beschwingt geht der Weg gleich viel einfacher.

Wir folgen der super Markierung und halten bei Station 5, mit Panoramablick auf Gresten sowie Getränken aus hofeigener Erzeugung, unsere nächste Pause. Irgendwo da hinten in den Wolken verbirgt sich der Ötscher.

Mittlerweile gut gelaunt ziehen wir plaudernd mit anderen Wanderern Richtung Krottensee und Station 6. Hier gibt es neben kulinarischen Köstlichkeiten, erfrischenden Getränken auch Handwerkskunst, Musik und Kinderprogramm.

Immer wieder treffen wir auf tierischen Empfang. Ich habe aber das Gefühl, dass die Kühe uns sagen möchten: "He, sagt mal, ihr hatscht ja durch unser Wohnzimmer!". Ich versuche stammelnd und nach Ausreden suchend mich zu entschuldigen, auf der anderen Seite rege ich mich innerlich aber gleich auf, wieso sie dann ihre Kuhfladen nicht wegräumen. Ich scheiße ja auch nicht ins Wohnzimmer.

Aber sie haben schon Recht. Immens viel Aufwand und Arbeit sowie Organisation steckt in diesem Proviant Wandertag. Immerhin mussten tatsächlich die Hoftiere ihre Weiden räumen, dass wir Wanderer durchmarschieren können. Mit viel Aufwand wurde der Weg teilweise gemäht, gejätet und ausgeschlagen. An dieser Stelle ein großes Dankeschön. Auch für die die zwei, extra für heute, angebrachten Holzbrücken.

Die 7. Station lassen wir aus, denn wir freuen uns auf den Schnitzelwagen im Ziel. Und siehe da, große Überraschung, es gibt noch eine Station 8, die gar nicht im Plan eingezeichnet ist. So trinken wir doch noch etwas und werden von der Bäuerin mit einem sogenannten "Treppeldrunk" auf die letzten 15 Minuten Wanderweg geschickt.

Es war ein traumhafter Tag, bestens organisiert. Ganz tolle Labestationen mit unterschiedlichem Angebot und Programm. Für den Notfall hat es sogar einen Shuttledienst gegeben, wir haben uns jedoch bis ans Ende durchgekämpft. Einen großen Dank an alle, die für dieses wunderschöne Erlebnis beigetragen haben.

Angaben lt. Angaben vor Ort

Strecke: ca. 9 Km

Höhenmeter: ca. 400

Tourbeschreibung: mittel

Wo geht es los? Wie kommt man hin?

Start und Ziel: Gasthaus Karl-Wirt, Unteramt

Anreise: PKW

Mit dem Auto: Parkplätze vorhanden. An unserem Wandertag kostenlos.

Öffentlich: keine Ahnung

Empfehlung für Gruppen: Wanderbusse ab 6 Personen bei CÄSAR

Wie lange waren wir unterwegs? Gibt es Rastmöglichkeiten? Gastronomie entlang der Runde?

Infos lt. Erfahrung am Tag unserer Wanderung

Unsere Dauer inkl. Fotos sowie insgesamt 3 Pausen bzw. Stopps: rund 4 ½ Stunden

Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, keine Rastmöglichkeiten gefunden.

Gastronomie entlang der Strecke: am Tag des Proviantwanderweges mehr als genug

Folgende Hinweise sind aus unserer Sicht bzw. Anhand unserer Erfahrung am Wandertag:

Markierung: am Tag unserer Wanderung gut markiert. Alleine nicht zum Nachwandern, da der Weg oft über Privatgrund und – heute leeren – Weiden führt.

Kinderwagen: nicht geeignet

Rollstuhl: nicht geeignet

Fahrrad: nicht geeignet

Hunde: an der Leine kein Problem.

Wegbeschaffenheit: Asphalt, Weide, Wiese, Wald

Was noch wichtig/interessant ist: Der Proviantwandertag ist immer am letzten Sommerferiensonntag vor Schulbeginn

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Wanderung Nummer 277 seit 29.08.2020

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

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Wien, 03.09.2023