Wechtl-Rundwanderweg

Traismauer, Mostviertel, Niederösterreich

Heute ist ein komischer Tag. Sonne - Wolken - Sonne. Der Wetterbericht weiß auch nicht so recht, soll es regnen, schneien oder doch sonnig sein. Ein typischer Apriltag eben. Noch ist es entgegen aller Erwartungen sonnig, recht angenehm und windstill als wir am Bahnhof in Traismauer ankommen.

Unser Ziel ist der knapp 9 km lange Wechtl-Rundwanderweg, der aus der Ebene der Traisen-Niederung durch Weinrieden und Felder, in den Löß eingeschnittene Hohlwege, durch ein Mischwaldgebiet bis ins Zentrum führt. Dazwischen bieten weitreichende Ausblicke erfrischende Abwechslung. Vorab führt der Weg durch alte Kellergassen. Viele Zeitzeugen berichten von längst vergangenen Tagen. 

Gemütlich geht der Weg bergauf - umdrehen und die Aussicht genießen ist ein heißer Tipp. Wir halten kurz an der Bergkapelle, wo seit langer Zeit um Fruchtbarkeit für die Felder gebetet wird. 

Entlang des Weges gibt es recht viele Bankerl, die zu einer Pause einladen. Doch wir gehen vorerst weiter. Die Wolken verdecken die Sonne - ich kuschle mich in meine Jacke. Die Wolken geben die Sonne frei - ich würde mich gerne ausziehen. Ein andauerndes Wechselbad der Gefühle. Wie heißt es so schön: April, der macht, was er will.

Bald tauchen wir im Mischwald ein - der Boden unter unseren Füßen ist angenehm, lädt schon fast zum Barfußgehen ein. Es ist laut im Wald, Vögel trällern ihre Lieder. Irgendwo klopft der Specht. Zweimal sprintet ein Reh vor uns davon. Die Luft ist klar und es riecht nach Frühling.

Wir passieren die 4 Eichen und schlagartig ist die gute Laune vorbei. Mir fällt auf, dass die Frühlingsblüher ihre Köpfe einziehen und es still wird. Die Vogelstimmen verstummen, ein eisiger Wind durchstreift das Unterholz. Wir nähern uns dem Aussichtspunkt "Grundtal" und halten unsere Teepause. Ein heftiger Sturm zieht auf. Wir schauen auf die Regenwolken, die der Wind über die Landschaft peitscht. Ob sie uns auch erreichen?

Rasch ziehen wir weiter. Als Fotografin liebe ich solche Wetterspielereien, als Wanderin weniger - zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Unwillkürlich werden unsere Schritte schneller. Doch die Regen-Schnee-Front zieht links an uns vorbei, während vor uns ein Falke flügelschlagend in der Luft zu stehen scheint. Wir bleiben stehen, lassen ihn gewähren, genießen den Blick auf die Wetterkreuzkirche und schauen der Wetterfront in der Ferne zu. Im Waldviertel gibt es sicher Graupelschauer, wenn nicht sogar leichten Schnee.

Der Falke ist zur Erde gestoßen und mit der Beute abgehoben, wir ziehen weiter. Ein herrliches Schauspiel, der beginnende Frühling und dahinter schwarze Wolken. Wir brechen die Wanderung ab. Anstatt zur Traisen und ins Zentrum gehen wir raschen Schrittes bergab und zurück zum Ausgangspunkt. Genau rechtzeitig, kaum am Bahnhof angekommen, erreicht uns die nächste eiskalte Schnee-Graupel-Regen-Front.

Strecke lt. Angaben: rund 8,93 km

Höhenmeter lt. Angaben: rd. 162

Start und Ziel: Bahnhof Traismauer, somit auch eine gute Tour mit Öffi-Anreise. Zug fährt von/nach Wien-Hütteldorf.

Unsere Dauer inkl. Fotos, einer Getränkepause sowie andere Wegwahl: 2 ¾ Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: Verpflegung bei Bedarf mitnehmen. Entlang der Strecke keine Einkehrmöglichkeit. Sehr viele Bankerl und Pausenmöglichkeiten.

Beschilderung am Tag unserer Wanderung: Perfekt ausgeschildert, obgleich es etwas seltsam ist, da zwar überall 8/1 steht, jedoch die nächsten Ziele am Wegweiser zu finden sind. Wie z.B. zu Beginn Wechtl-Rundweg, dann Burgkapelle, 4 Eichen, Grundtal-Aussichtspunkt, etc. Aber wie gesagt, wenn man 08/1 folgt, ist man immer richtig. Wir haben dann, aufgrund des Wetters nur nicht mehr dem Wegweiser "Traismauer 50 Minuten" in die Weingasse in Waldlesberg gefolgt, sondern sind einfach gerade aus und dann auf der Venusberger Straße nach rechts und zurück zum Bahnhof.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

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Wien, 10.04.2022