Martalwaldweg

Neusiedl am See, Burgenland

Unser handgeflochtenes Weidenkörbchen ist wieder randvoll gefüllt. Wie immer eigentlich, obwohl wir nur "ein paar Kleinigkeiten" kaufen wollten. Aber am "Markt der Erde" in Parndorf kann ich den Köstlichkeiten nicht widerstehen.

Noch ist es eiskalt, es weht ein heftiger Wind. Heute mache ich mir um unsere Fleischprodukte im Auto keine Sorgen, die haben's wohl kälter als im Kühlschrank, während wir uns auf den Martalwaldweg begeben.

Und endlich kapiere auch ich, dass Martal nichts mit Marterl, obwohl diese am Wegesrand anzutreffen sind, zu tun hat, sondern es der geschichtsträchtige Martalwald am Rande des Truppenübungsplatzes ist.

Nun aber mal los, damit uns warm wird. Noch habe ich das Gefühl, dass die Kamera an meiner Hand angefroren ist. Entschädigt werden wir mit einem tollen Sonnenaufgang und dem kleinen Schneeberg, der auf seinen großen Bruder, dem niederösterreichischen Schneeberg deutet.

Die gefrorenen Pfützen kreieren eigene Bilder in den Boden. Der Weg ist angenehm und gemütlich zum Gehen. Im Waldbereich ist es windstiller und wir passieren die ersten Marterl.

Ein kleines Stück gehen wir auf der bereits bekannten Ochsenbründlrunde. Damals war das Wetter auch nicht viel besser als heute. Irgendwie fordert uns diese Gegend. Ich kämpfe gegen den Sturm, der auf freier Fläche gegen uns bläst. Ich zähle die Schritte und 3 - 2 - 1 und wir tauchen wieder in den Marterlwald ab. Links begleitet uns militärisches Sperrgebiet.

Ich bin froh, dass wir am 10.09.1919 das Burgenland im Staatsvertrag von Saint-Germain-en-Laye zugesprochen bekamen, sonst würden wir in Ungarn wandern. Obwohl es nicht ok ist, wie viele Menschen damals verfolgt, ermordet, gedemütigt und mehr wurden. Seit diesem April erinnert eine Gedenkstätte an diese furchtbare Zeit. Mir läuft der kalte Schauer über den Rücken. Und das hat ausnahmsweise jetzt nichts mit dem Temperaturen unter 0 zu tun.

Schweigend wandern wir weiter. Konzentrieren uns auf die Natur, die Stille, den Wald, die gerade gelesenen Geschichten von damals.

Wir haben unsere Stimme wieder, und erreichen das Wanderwegende. Ein Taferl mit "Zum Martalwaldweg" zeigt uns den Weg im freien Feld. Und die letzten, burgenländischen Höhenmeter zum Ausgangspunkt wollen erklommen werden. Mittlerweile zeigt sich die Sonne für ein paar Minuten und hinter uns eröffnet sich noch eine schöne Weitsicht. Im Hintergrund erkennen wir das Hotel in Parndorf, direkt beim Outletcenter. Somit schließt sich unser Kreis.

Die Heizung im Auto läuft auf Hochtouren und langsam tauen wir wieder auf. Zuhause gibt es gleich eine wärmende Gemüsesuppe mit dem frischen Gemüse vom "Markt der Erde". Danach ein steirisches Wurzelfleisch. Und als Nachspeise ein Stamperl Straußeneierlikör sowie eine herrliche Mehlspeise. Ich sage ja, der Markt ist immer einen Besuch wert.

Strecke lt. Angaben: ca. 5 km, wobei hier noch die Verbindung vom Wanderende bis zum Ausgangspunkt fehlt (gekennzeichnet mit "Zum Martalwaldweg") /Unsere Km aufgrund Schätzung rund 6

Höhenmeter: rund 70

Start und Ziel: Schieß-Sport Zentrum Burgenland Nord am Martalwald. Ich versuche besser zu erklären: Kreisverkehr vor dem Gasthaus "Zur alten Mauth". Ausfahrt zur Schießstätte und dann gleich einparken.

Unsere Dauer inkl. Fotos: 1 ¾ Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: Das erste Hinweisschild steht am Beginn der Schießstätte, aber eigentlich verkehrt zum Wanderer. Entlang der Strecke keine Einkehrmöglichkeit. Bei der Vollathkapelle stehen Bankerl, hier haben wir auch unsere Teepause eingelegt.

Transparenz

Wien, 04.12.2021