Ochsenbründlrunde

Jois, Burgenland

"Ich dachte, Du kaufst nicht viel", raunzt mein Chef, während er zwei vollgefüllte Einkaufstaschen zum Auto schleppt. Ich zucke die Schultern und schaue ihn ganz lieb an.

Wir kommen gerade vom "Markt der Erde" in Parndorf. Und obwohl ich dachte, wir kaufen nur die Dinge auf unserer Liste, wurde es, wie immer, viel mehr. Ein super toller Markt mit regionalen Produkten, feinen Schmankerln und ausgefallenen Köstlichkeiten. Natürlich coronakonform, also mit Maskenpflicht, Abstands- und Einbahnregel. Und so schleppt mein Chef nun Wildfleisch, Kärntner Kasnudel, Honig, Biobackwaren, Lammwürstel, Aronialikör und - schnaps, Bauernmilch, Gemüse, Äpfel uvm. zum Auto.

Nach unserer Einkaufsrunde parke ich unser Auto beim Gemeindeamt in Jois und ab geht es auf die Ochsenbründlrunde. Wir nehmen den Weg direkt auf die Pfarrkirche zum hl. Georg in Jois, erbaut 1757, zu. Chef zündet noch Kerzen für unsere Verstorbenen an.

Dann geht es hinter der Kirche Richtung B50. Bei der Ampel, ich nehme an, die einzige in Jois, setzen wir gesichert über.

Der Wind ist lästig. Die Sonne kommt und geht. Es ist eben April. Ein typisches Aprilwetter. Kaum haben wir das bewohnte Gebiet verlassen, ziehen die ersten schwarzen Wolken auf und es beginnt zu regnen. Ich habe eine Umkehr noch nicht fertig überlegt, kommt die Sonne.

Der Weg führt am Waldrand entlang. Ein wahrer Frühlingstraum tut sich auf. So viele Blüten, Knospen und Frühlingsblüher.

Die Strecke ist gemütlich, die leichte Steigung kaum wahrnehmbar und immer wieder bieten sich unglaubliche Fernsichten bis zum Neusiedlersee, dem größten Steppensee Mitteleuropas. Zwei Drittel Seefläche entfallen auf Österreich, der Rest auf Ungarn. Kaum zu glauben, aber der See war von 1865 bis 1871 ausgetrocknet. Wenn die Erderwärmung so weitergeht, sind wir bald wieder dort.

Schon bald liegt auf der rechten Seite ein Truppenübungsplatz. Ich darf weder fotografieren, filmen oder zeichnen besagt das gelbe Hinweisschild. Eh wurscht, links ist die Aussicht auf Jois und den Hackels- und Jungerberg ohnehin faszinierender. Ebenso die Wolken- und Wetterspielereien.

Wir erreichen das Ochsenbründl. Der Platz diente früher den Bauern als Tränke für die Arbeitstiere. Heute ist er ein sehr gepflegter Rastplatz, wo wir gerne eine Pause einlegen. Obwohl der Wind mir die Mannerschnitten fast vom Tisch weht, haben wir gute Laune.

Weiter geht es. Meine Kamera läuft auf Hochtouren, diese imposanten Wolkenstimmungen, die sich im Sekundentakt ändern, faszinieren mich. Auch mein Reißverschluss der Fleecejacke läuft rauf und runter. Ist die Sonne da, und es wird windstiller, schwitze ich. Verschwindet die Sonne und starker Wind kommt wieder auf, ist mir kalt.

Nach der letzten Steigung geht es bergab, vorbei am Pfoffa-Brindl, an der Hubertuskapelle und ein Stück entlang des Weinlehrpfades mit den riesigen Weingläsern.

Das Wetter wird immer unberechenbarer. Hinter uns tauchen dicke, schwarze Wolken auf. Der Wind legt zu. Vor uns scheint die Sonne. Unsere Schritte werden schneller, während die ersten Regentropfen aus den Wolken fallen. Wir scherzen, dass nur noch Schnee fällt und ziehen rasant weiter.

Der Regen hört auf, der Weg führt in Höhe des berühmten Hillinger-Weingutes über die B50 und durch den Kellerweg, vorbei an alten Erdkellern wieder in die Hauptstraße.

Unser Auto sehend, erreicht uns die nächste Regenfront mit voller Wucht. Zum Glück können wir uns gerade noch unterstellen. Kaum ist der Regen vorbei, scheint die Sonne und wir erreichen bei erneutem, leichtem Tröpfeln unser Auto. Nicht mal die Autotür ist geschlossen, schüttet es aus den dunklen Wolken und Graupelschauer prasselt auf die Scheibe. Na bitte, hier ist dann noch der Schnee.

Und jetzt geht es nach Hause. Abends gibt es aus meinem Krisenkochbuch, sowie voriges Ostern, Teilsames mit Erbsenpüree.

Übrigens, wir waren circa 3 1/4 Stunden mit einer kurzen Teepause unterwegs.

Der gesamte Weg war ca. 8,3 Km bei rund 162 Höhenmetern.

Weitere Beschreibung und Karte unter https://www.leithabergwandern.at/. Nachdem der Weg nicht beschildert ist, empfiehlt es sich die Karte auszudrucken und mitzunehmen - dann kann man dem Weg super gut folgen. Wer uns noch nicht so gut kennt, wir sind Großstadtwanderer bewusst ohne technischen Firlefanz.

Transparenz

Wien, 03.04.2021