Liechtensteinklamm

St. Johann im Pongau, Salzburg

Dunkel erinnere ich mich noch an die stürzende Wasser, die unbändige Naturgewalt und die moosbewachsenen Steine. Unser letzter Besuch ist schon lange her, dazwischen hat sich viel getan.

2017 zeigte die Natur ihre Macht und legte den Besucherstrom mit einem Felssturz für drei Jahre still. Die atemberaubende Liechtensteinklamm wurde daraufhin zu einer der wohl sichersten Besucherklamms weltweit, wenn auch gleich, Restrisiko bleibt immer, denn die Natur ist nur bedingt in Schach zu halten.

Dennoch besuchenswert ist sie nachwievor. Absolutes Highlight der sanierten Klamm ist die aus Corton-Stahl und bis zu 30 m in die Tiefe ragende Treppenanlage "Helix". Und genau diese ist auch der Grund für unseren neuerlichen Besuch. Wir sind frühmorgens von Krimml losgefahren, um noch rechtzeitig einen Parkplatz zu ergattern. Nicht umsonst ist die Liechtensteinklamm die meistbesuchte Klamm Österreichs.

Und schon sind wir durch das Drehkreuz, lassen den Alltag hinter uns und tauchen in eine rauschende Phantasiewelt ein.

Spektakulär zwängt sich das Wasser des Gebirgsbaches Großarler Ache seit Jahrtausenden durch die enge Schlucht. Zeitweise ragen die Felsen so hoch über unsere Köpfe, dass kaum mehr Tageslicht zu uns durchdringt. Einer Sage zufolge wollte der Teufel schnellstens Wasser nach Großarl bringen. Nach einem gescheiterten Versuch, soll er voller Wut und Zorn die Schlucht überflogen haben und Wasser in sie hinein geschleudert haben.

Wie auch immer, ich denke ja eher, das Wasser kommt einfach vom Wasserfall, den wir am Ende der Schlucht erreichen. Hier ist der Weg auch schon zu Ende.

Hoppla, jetzt habe ich vor lauter Begeisterung und Teufelsgeschichten doch glatt auf "Helix" vergessen, die Stufen, die sich grandios zwischen die Felsen schmiegen und den Besuch sicher über die Wassermassen geleiten. Stufen sollten aber für den Besucher kein Problem sein, denn es gibt unheimlich viele zu bewältigen. Irgendwo habe ich gelesen, es seien 444 Stück. Ich habe nicht nachgezählt. Bin zwar eine Frau, jedoch setzt hier die Multitaskingfähigkeit aus. Fotografieren, Staunen, Phantasieren und Stufen zählen geht nicht gleichzeitig.

Beim Wasserfall stehen Bänke zur Entspannung, wir machen eine Pause. Danach treten wir den Rückweg an. Ist schon klar, dieses Ausflugsziel gehört uns nicht alleine, dennoch muss ich zugeben, sind uns mittlerweile viel zu viele Menschen eingelassen worden. Wir, als eingefleischte Einzelgänger, werden mit der Masse einfach weitergeschoben bzw. vom Gegenstrom wieder ein Stück zurückgeschickt. Dazu kommen die Selfiemenschen, die an jeder Ecke stehen bleiben. Die netten Schilder mit Menschenansammlungen an Brücken etc. zu vermeiden stehen lautlos und unbeachtet am Felsen. Ich bin wirklich froh, dass wir schon frühmorgens hier waren, da wo noch die Natur und eine Handvoll Besucher ehrfurchtsvoll aneinander trafen. Jetzt wirkt es eher wie ein Klammlauf, rasch ein Selfie hier und dort und schon wieder weiter. Leute, lasst euch Zeit! Genießt die Natur, nehmt diese unbegreifliche Schönheit in euch auf. Nicht nur am Selfie im Hintergrund. Aber jeder wie er möchte, wir machen niemanden Vorschriften. Wir sind zum Glück wieder draußen und waren zur richtigen Zeit vor Ort. Wir nehmen schöne Fotos und noch schönerer Erinnerungen mit nach Wien.

Strecke lt. Angabe: ca. 1,5 km (Hin und Retour)

Höhenmeter: rund 80

Start und Ziel: Parkplatz rund 500 m vor dem Eingang

Unsere Dauer inkl. Fotos, Pause beim Wasserfall: 1 ½ Stunden

Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht: Eintritt zu bezahlen. (EUR 11.00 an unserem Besuchstag pro Person. Keine Ermäßigung) Parkplatz war an unserem Besuchstag (noch) frei. Feste Schuhe empfehlenswert. Stufensteigen sollte kein Problem sein. Ebenso keine Angst, wenn es mal eng und nass wird. Öffnungszeiten beachten. Und am schönsten ist es frühmorgens oder kurz vor Sperrstunde.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 03.07.2022