Krimmler Wasserfälle

Krimml, Pinzgau, Salzburg

Aller guten Dinge sind drei, sagt man.

Und so nehmen wir zum 3. mal den Weg bis zum obersten Wasserfall in Angriff. Nun gut, ich muss dazu sagen, dass ich die letzten beide male hier noch als Reisebusfahrerin war und daher wenig Aufenthaltszeit vor Ort eingeplant war. Reisegruppen sind meistens "Hans Dampf" in allen Gassen und nehmen sich selten genügend Zeit für den wahren Genuss. Sich Zeit nehmen muss man echt erlernen. Das hier ist die 163. Wanderung, und wir lernen immer mehr sich einfach Zeit zu nehmen, sich auf die Natur zu konzentrieren und abzuschalten.

Heute starten wir frisch gestärkt von unserem Hotel Klockerhaus los und passieren schon kurz nach Öffnungszeit das kleine Kassahäuschen. Es ist angenehm frisch, noch hängt der Nebel in den Wänden der ganzen 3.000der rund um Krimml. Mit lautem Getöse donnern die Wassermassen zu Tale.

Momentan sind wir fast alleine unterwegs und arbeiten uns Kehre für Kehre unserem Ziel entgegen. Bei jeder Aussichtskanzel treten wir näher zum Wasser. Oft erwischt uns ein heftiger, gesundheitsfördernder Strahl Wassertröpfchen. Ich versuche nur die Kamera, zwar lt. Herstellerangaben wasserfest, etwas zu schützen, während ich die glasklaren Wassertropfen aus meinem Haar schüttle. Eigentlich war ich heute Morgen schon duschen, aber bitte.

Unglaubliche Naturgewalten schieben sich unaufhaltsam zu Tale. Ein wahrhaft faszinierendes Spektakel der Natur. Gemütlich wandern wir weiter und erreichen irgendwann den zweiten Wasserfall, wo ein Gasthof und ein kleiner Kiosk zu einer Pause einladen. Wir wählen den Kiosk und kommen mit Uli lustig ins Gespräch. Wir plaudern über Wassermassen, fette Murmeltiere, gehetzte Reisegruppen und gemütliche Wanderer. Erfrischt ziehen wir weiter. Schaffen wir es bis zum obersten Wasserfall?

Irgendwann auf halben Weg fluche ich über mich selbst. Inzwischen sind die Temperaturen gestiegen, die Sonne hat die Wolkenreste gänzlich verdrängt und Touristenmassen hetzen an uns vorbei. Ich bleibe immer öfter, unter dem Vorwand ein Foto zu schießen, stehen. Verdammt, jetzt beginne ich endlich eine Diät, so typische Großstadtkilos sind bergauf mehr als hinderlich. Mir kommt der Weg vor, als würde ich senkrecht eine Wand hochkriechen. Der Schweiß rinnt mir über den Rücken und macht fast den Wassermassen Konkurrenz. Eigentlich mag ich nicht mehr, wenn da nicht der ganz besondere Wunsch wäre, den obersten Wasserfall zu erklimmen. Aber die Diät geht wirklich ab sofort los. Also nein, vielleicht doch erst etwas später. Ich denke an mein Wahl-Abendessen, das mich im Hotel erwarten wird. Das kann ich doch nicht ablehnen, nein, das geht nicht.

Und so schraube ich mich in Gedanken versunken Stück für Stück nach oben und stehe plötzlich über dem obersten Wasserfall auf 1.460 m Seehöhe. Wir sind da! Wir stehen am Anfang der höchsten Wasserfälle Österreichs. Genau hier, wo die Krimmler Ache sich donnernd vom Ausgang des Krimmler Achentales über eine Steilstufe hinab ins Salzachtal stürzt. Einen Gipfelkuss und hunderte Fotos später, fallen wir glückselig auf die Holzbank. Wir haben es geschafft! Wir sind oben!

Die Wasserflasche ist leer, der Rucksack leichter. Von nun an wandern wir denselben Weg wieder bergab. Halten noch bei Uli auf ein Getränk, ein paar Würstel - pfeif auf die Diät, ich brauche eine Stärkung - und einige Gespräche. Wir waren oben! Sie freut sich mit uns. So herzlich sind die Menschen hier einfach. 

Der Abstieg ist lässig, die Sonne zaubert noch einen Regenbogen in die Abermillionen kleinen Wassertröpfchen. Jetzt gehe ich dann den Goldtopf am Ende des Regenbogens suchen und anschließend zum Abendessen ins Hotel Klockerhaus. Zuvor schauen wir noch zum untersten Ende des 1. Wasserfalls, der sogar barrierefrei erreichbar ist.

Strecke lt. Angabe: ca. 9 km (Hin und Retour)

Höhenmeter: lt. Internet rd. 431 Hm, macht rund 110 HM pro KM-Anstieg...

Start und Ziel: Krimml, wir sind direkt vom Hotel los. Parkplätze für Tagesbesucher gibt es gebührenpflichtig, von dort geht aber rund 10-15 Minuten bis zum Kassahäuschen und somit zum Eingang in den Wasserwanderweg

Unsere Dauer inkl. Fotos, Besuch aller Aussichtskanzeln, 2 Pausen bei Uli: 6 Stunden

Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht: Verpflegung bei Bedarf mitnehmen, wir haben einige Bankerl gefunden. Feste Schuhe auf alle Fälle. Und wer nicht gerne nass wird, Regenkleidung für die Aussichtpunkte. Wetterfeste Kamera! Achtung, Öffnungszeiten, des kostenpflichtigen, Wasserfallweges beachten. Und einfach Zeit mitnehmen!

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 02.07.2022