Wasserleitungsweg, Teil 1

Kaiserbrunn-Reichenau/Rax, Industrieviertel, Niederösterreich

Noch etwas verschlafen lasse ich das kalte Wasser direkt aus der Wiener Wasserleitung in den Teekocher laufen. Leise frage ich es, wie denn die letzten 16 Stunden waren.

Es ist frühmorgens und ich rede tatsächlich mit dem Wasser, das seit 16 Stunden von Kaiserbrunn nach Wien geflossen ist. Diese unglaubliche Zahl blieb uns allen vom gestrigen Ausflug im Gedächtnis, aber beginnen wir von vorne.

Eine ganz liebe Kundin buchte bei unserem Partner CÄSAR einen Wanderbus. Und gleich folgte die Einladung an mich, die Gruppe wandern und fotografierend zu begleiten. Als erstes geht es ins Wasserleitungsmusem nach Kaiserbrunn, mitten ins Höllental. Bei einer interessanten Führung lernen wir unser Wiener Wasser, das für uns alle ganz selbstverständlich aus der Wasserleitung rinnt, näher kennen. Und viel mehr schätzen. Wir dürfen sogar einen Blick in die Kaiserbrunnquelle werfen.

Danach stärken wir uns bei einem raschen Mittagessen, ehe die Wanderer in 4 Gruppen zeitlich abgesetzt los marschieren. Die Gruppenleiterin und ich machen mit zwei Damen und einem Herren, alle 80 +!!!, den Abschluss. Gut gelaunt ziehen wir los.

Das Schild mit "alpiner Steiganlage" haben wir aus dem Augenwinkel wahr genommen, aber nicht weiter darüber nachgedacht, denn anfangs geht es gemütlich los. Wir haben Spaß und ein gutes Tempo.

Irgendwann werden wir eine Spur langsamer, es wird wurzelig und steinig sowie schmäler. An insgesamt 3 Stellen, auf der knapp 4 Km langen Strecke rätseln wir links oder rechts. Unser einziger Mann in der Runde, jener mit den meisten Lebensjahren im Gepäck läuft hin und her, rauf und runter und kommt immer wieder mit den Infos zum Wegverlauf zurück. Den seine Kondition und Trittsicherheit hätte ich in etlichen Jahren bitte auch gerne. Wenn wir Damen bisserl meckern, pfeift er fröhliche Lieder und zaubert uns so wieder ein Lächeln ins Gesicht. Unglaublich, wie toll wir alle zusammenhalten und uns gegenseitig motivieren. Unsere Gruppen- und Wanderleiterin zeigt uns ein paar Kniffe zum sicheren Gehen auf so unebenen Boden und so gehen wir Stück für Stück. Einmal rauf, dann runter, dann gerade, dann rauf, dann runter, dann über Brücken und Eisenstiegen. Ein querender Felsriegel wird auf einer Gitterrostbrücke hoch über der Schwarza überwunden. Wir schmunzeln über die immer wieder auftauchenden Kettensicherungen, die genau dort sind, wo nicht mal wir sie brauchen. Und schrauben uns in Kehren nach oben, um bald wieder bergab zu steigen.

Kurze Pausen gehören dazu. Zum Trinken und Natur genießen. Die Rastbank auf einem Felsköpfl mit großartigem Tief- und Ausblick steht ziemlich in der Weghälfte. So unglaublich schön. So ruhig. Und die Schwarza plätschert leise neben und unter uns. Am Ufer tummeln sich hin und wieder Badelustige.

Wir sehen noch verkohlte Baumstämme des 2021 riesigen Brandes. Erinnerungen werden wach, als damals italienische Löschflugzeuge Wasser aus der Donau schöpften und nach Hirschwang flogen. Wir diskutieren und kramen in vergangenen Zeiten und merken gar nicht, dass wir das Ende des Steiges erreicht haben. Wir setzen auf dem Holzsteg über die Schwarza unseren Weg fort und gehen recht unspektakulär entlang der Bundesstraße, vorbei an Schloss Wartholz, nach Reichenau. Unsere Schritte werden, nicht nur in Vorfreude auf einen Konditoreibesuch, schneller. Uns sitzt bereits ein Gewitter im Genick. Es ist mittlerweile unerträglich schwül.

Beim CÄSAR-Bus treffen wir auf den Rest der Gruppe. Alle Wanderer sind gut angekommen und die Handvoll Genießer der Runde erzählen ihre Erlebnisse vom gemütlichen Spaziergang im Kurpark. Bestens gelaunt und mit vielen Erinnerungen im Gepäck fahren wir zurück nach Wien, wo uns beim Aussteigen dann das Gewitter eingeholt hat.

Übrigens, der gesamte 1. Wiener Wasserleitungsweg ist ca. 37 Km lang.

  • Teil: Kaiserbrunn – Gloggnitz, ca. 19 Km
  • Teil: Bad Vöslau – Mödling, ca. 18 Km

Einen Teil davon gehen wir jedes Jahr im Herbst anlässlich der Genussmeile, dann von Baden nach Gumpoldskirchen.

Angaben lt. Internetrecherche – gefunden im Vorfeld.

Strecke: Wasserleitungsweg "alpine Steiganlage" Kaiserbrunn-bis zur Bundesstraße in Hirschwang: 3,91 Km. Ab da bis Reichenau entlang der Bundesstraße: rd. 4 Km

Höhenmeter: 131

Tourbeschreibung: mittel, dem stimme ich gerne zu

Wo geht es los? Wie kommt man hin?

Start und Ziel: Start: Kaiserbrunn, Wasserleitungsmuseum, Unser Ende: Theater in Reichenau/Rax

Anreise: am besten mit Öffis, da es eine Streckenwanderung ist

Mit dem Auto: Parkplätze vorhanden. An unserem Wandertag kostenlos. Nur, dann muss der Weg wieder zurückgegangen werden. Oder Rückfahrt mit dem Linienbus.

Öffentlich: Linienbus

Empfehlung für Gruppen: Wanderbusse ab 6 Personen bei CÄSAR

Wie lange waren wir unterwegs? Gibt es Rastmöglichkeiten? Gastronomie entlang der Runde?

Infos lt. Erfahrung am Tag unserer Wanderung

Unsere Dauer inkl. Fotos und kurzen Pausen: rund 3 Stunden

Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, Rastmöglichkeiten jedoch nur beim Wasser bzw. am Felsköpfl gefunden.

Gastronomie entlang der Strecke: nein. Nur in Kaiserbrunn und dann in Reichenau/Rax.

Folgende Hinweise sind aus unserer Sicht bzw. Anhand unserer Erfahrung am Wandertag:

  • Markierung: am Tag unserer Wanderung, bis auf 3 Stellen relativ gut markiert
  • Kinderwagen: nicht geeignet
  • Rollstuhl: nicht geeignet
  • Fahrrad: nicht geeignet
  • Hunde: traue ich mir nicht zu beurteilen, gesehen haben wir keinen
  • Wegbeschaffenheit: Steinig, Wurzeln, Stiegen, Gitterrost und der Rest entlang der Bundesstraße (alternativ der Beschilderung folgen, die geht dann entlang der Trasse der Hochquellenleitung)
  • Was noch wichtig/interessant ist: Schwindelfrei und absolut gute Schuhe, eventuell Stöcke und Badesachen mitnehmen

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Transparenz

Ich bedanke mich bei meiner Reisegruppe, vor allem meiner Wandergruppe für die Fotoerlaubnis.

Wanderung Nummer 246b seit 29.08.2020

Wien, 30.06.2023