Es begann vor 30 Mio. Jahren
Fels am Wagram, Weinviertel, Niederösterreich
Und wieder wollen wir, nach dem Semmering und Poysdorf, einen Tut-gut-Wanderweg erforschen. Alle 3 Wanderwege gehen vom Hauptplatz in Fels am Wagram los. Naja, der Hauptplatz ist für uns Großstädter viel zu klein geraten und so drehe ich mal eine Ehrenrunde, ehe wir den ersten gelben Wegweiser der tut-gut-Wege sehen.
Schon geht es los Richtung der, 1784 wiedererrichteten und der Hl. Margaretha geweihten, Pfarrkirche. Wir haben Glück und dürfen einen Blick ins Innere werfen. Unglaublich wie modern die Kirche ausgestattet ist. Das hätten wir nun überhaupt nicht erwartet, da gibt uns sogar der Hl. Nikolaus vor der Tür, der gerade zum heutigen Nikolaustag passt, recht.
Links hinter der Kirche führt der Weg weiter. Noch sind alle 3 Wege zusammen und wir genießen die weite Sicht. Nur der Sturm ist wirklich lästig. Er peitscht über die kahlen Felder, spielt wild mit den knorrigen Ästen und schiebt unaufhaltsam Wolken über die Sonne, die sich verzweifelt an die Macht kämpfen möchte.
Zum Glück habe ich wieder eine Thermoskanne Tee mit, wobei so mitten im Wind Tee in den kleinen Becher schütten und trinken, kann schon lustig werden. Aber lustig geht es bei uns immer zu, dafür sind wir ja unterwegs.
Bald verlässt uns Weg 1 und wir kommen zum Hammergraben, einen von sieben Lössgräben, der als Wein- und Naturlehrpfad gestaltet ist. Schade, dass keiner der romantischen Heurigenbetriebe offen hat. Dürfte aber leider nicht nur an der Corona-Situation liegen.
Der Weg ist angenehm und die, tief in den Löss geschlagene Kellergasse blockt etwas den Wind. Krähen ziehen kreischend und in Scharren über uns hinweg, kurz fallen mir "Die Vögel" von Hitchcock ein.
Entlang des Weges gibt es immer wieder Schautafeln über Wein, Weinbau, Weinsorten, Land und Leute. Übrigens, besonders interessant muss hier eine Kellergassenführung sein. Wir kommen zu einer Aussichtswarte, von dieser sich ein herrlicher Ausblick ins Tullnerfeld eröffnet. Ich spüre den immer stärker werdenden Sturm und sehe mit Entsetzen eine dunkle Wetterfront von Wien zu uns herüber ziehen.
Wir folgen den gelben Pfeilen mit der Nummer 2 weiter und durchqueren die wirklich romantische Kellergasse Mitterweg. 13 Gebäude unterschiedlichster Gestaltung säumen den immer enger werdenden Weg. Eine wahre Pracht.
Bald kommen wir an den Punkt, wo sich wieder alle 3 Wege vereinen und dann gemeinsam Richtung Hauptplatz führen. Der Weg läuft unter der vielbefahrenen Bundesstraße hindurch, führt bei einem sehr bekannten Weingut vorbei und streift das Schloss Fels am Wagram, das auch das Heimatmuseum beheimatet.
Wir sind wieder beim Ausgangspunkt, wo derzeit eine kleine Holzkrippe ohne Christkindlmarkt und Punschstand steht. Schade, aber wir haben halt 2020, da ist alles anders. Deshalb nun rasch nach Hause und auf zur Belohnung der rund 9.300 Schritte. Diesmal mache ich, der geschlossenen Gastronomie geschuldet, eine kleine Hüttengaudi selbst, daher gibt es Käsespätzle. Passt zwar nicht ganz zum Weinviertel, aber die Heurigen sind ja leider voraussichtlich noch bis 07.01.2021 geschlossen.
Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer
Fotos von Fotografin Renate
Wien, 06.12.2020