Zum Engelsberg

Winzendorf, Industrieviertel, Niederösterreich

Wir stehen mitten am Bahnhof von Winzendorf und sind begeistert. Eine traumhafte Beschilderung der möglichen Wanderstrecken, so etwas sieht man selten. Noch dazu beinhaltet eine kleine Schütte Wanderkarten. Und als Großstadtwanderer entscheiden wir uns für die leichte Rundwanderung Nr. 4 zum Engelsberg.

Laut Beschreibung eine leichte Wanderung mit zwei kurzen steileren Stücken auf 5,3 km Gesamtlänge. Also dann mal los, ein Stück führt der Weg durch Wohngebiet um dann in den Wald abzuzweigen. Schön ruhig hier. Der Weg ist steinig, aber leicht zu gehen. Bald erreichen wir eine einladende Bank, wo wir unsere Frühstückspause einlegen.

Gestärkt geht es weiter. Es wird steil. Für Großstadtwanderer sehr steil. Aber wir haben heute ein besonderes Ziel, wartet am Ende der Tour ein knuspriges, frisch gegrilltes Spanferkel beim Spanferkelwirt Mohr auf uns. Gibt es eine schönere Belohnung für die nun schweißtreibende Schinderei?

Der bezaubernde Wald, die frische Luft und die herrlichen Aussichten belohnen die Mühen. Scheinbar endlos führt der Weg gegen Himmel.

Endlich angekommen. Eine breite Forststraße lädt zum leichten Schlendern ein. So kann es für uns weitergehen. Gemütlich wie bei uns auf der Kärntner Straße. Mit traumhaften Waldpassagen, den ersten Herbstvorboten und grandiosen Ausblicken auf die roten Steine.

Dann erreichen wir das Geotop Engelsberg. Einerseits mit unglaublichen Fernblicken.

Andererseits mit Blick auf den faszinierenden roten Engelsberger Marmor, der hier bis 1989 abgebaut wurde. Damals wurde der Fußboden der Pfarrkirche St. Peter im Moos in Muthmannsdorf mit heimischem Marmor ausgestattet. Ein traumhaftes Plätzchen. Die Rastplätze laden zum Verweilen und mit der Seele baumeln ein.

Leider müssen wir weiter, das Spanferkel wartet...

Und von nun an geht es bergab. Eigentlich schön für uns Großstadtwanderer, bergab ist immer gut. Meistens zumindest. Denn heute nicht wirklich. Es ist steil, rutschig und steinig. Also von leichter Wanderung würde ich hier nicht mehr sprechen. Gute und rutschfeste Schuhe sowie Trittsicherheit sind hier mehr wie gefordert. Ich räume die Kamera, um die Hände frei zu haben, in den Rucksack und versuche jedes noch so kleine Bäumchen hilfesuchend zu umklammern. Ich schmeiße die Nerven, hoffe nur noch nicht auszurutschen und danke den ganzen Engeln auf diesem Berg, dass es die letzten Tage nicht geregnet hat. Wie oft ich frage, ob wir schon da sind, hat mein Chef nicht mehr gezählt.

Endlich haben wir das mehr wie fordernde Stück hinter uns. Wir sind stolz heil und gesund die Passage hinter uns gelassen zu haben. Ich weiß schon, geübte und vorallem einheimische Wanderer laufen wahrscheinlich bergab, womöglich noch mit dem Handy in der Hand und lachen über die Großstadtwanderer, die jeden Schritt gut überlegen und bewusst setzen. Aber wir sind auch unten!

Eine breite Forststraße erwartet uns und bringt uns auf den Beginn des Rundwanderwegs 4, ungefähr dort, wo wir auf der Bank Rast gemacht haben. Von nun an führt die Strecke auf gleichem Weg wieder Richtung Wohngebiet und zurück zum Bahnhof.

Und uns führt nun der Weg nach Zweiersdorf, wo meine Reisegruppe von CÄSAR-Bus bald beim Spanferkelwirt Gasthaus Mohr eintreffen wird und wir uns alle ein, seit 06.00 am Grill drehendes Spanferkel gönnen werden. Herr Mohr empfängt uns Vorboten mit einem freundlichen Lächeln und zeigt uns das Ferkel, das sich in der letzten Kohlenglut dreht.

Wir dürfen schon ein Stück Schwarte am Hausbrot kosten. Ein Traum, da ist die kleine Abenteuerwanderung bald vergessen. Bald kommt der Bus mit den Gästen - sie hatten ein seniorengerechtes Vormittagsprogramm im Stadtmuseum Traiskirchen - angefahren. Schwartelverkostung für alle, dazu ein Stamperl Obstler. Und der Tag gipfelt im traumhaften Spanferkelessen. Schön, wenn ich meine beiden Berufe wieder mal gekonnt "schweinisch gut" vereinbaren kann. Übrigens, für Wanderer gibt es 11 gemütliche Zimmer im Gasthaus Mohr, die probieren wir beim nächsten Mal.

Strecke lt. Prospekt: 5,3 km.

Höhenmeter: 250

Start und Ziel: Bahnhof Winzendorf

Unsere Dauer - inklusive Fotos, Wanderpause: 2 ½ Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: Verpflegung mitnehmen, entlang der Route keine Einkehrmöglichkeit, jedoch schöne Rastmöglichkeiten. Gute Beschilderung. Aber als leicht würden wir es aus Sicht der Großstadtwanderer nicht titulieren. Feste und gute Wanderschuhe, Trittsicherheit und teilweise Schwindelfreiheit sehr empfehlenswert.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 02.10.2021