Ein Nackerter, der eigentlich ein König ist

Winden am See, Burgenland

Es ist Sonntag. Ich habe gut geschlafen und bin viel zu spät aufgestanden. Mein Schatz noch später, also lassen wir unsere eigentlichen Wanderpläne sausen. Dennoch, irgendwo wollen wir hin. Mein Schatz philosophiert: "Fahren wir ins Burgenland, da sind wir gleich und alles ist eben".

Nach kurzer Internetrecherche finde ich die Königsberg-Route, die auf den 286 m hohen Königsberg, von den Einheimischen den "Glatzerten" oder "Nackerten" genannt, führt. Na, dann mal los und nach rund 60 km parke ich mich beim Gemeindeamt ein.

Zum Glück habe ich die Wanderroute von der Internetseite www.leithabergwandern.at ausgedruckt, denn beschildert ist hier gar nichts. Los geht es über die Bundesstraße, durch Wohngebiet. Bald erreichen wir die Gritschmühle - beschildert mit Wander Bertoni Ausstellung oder Freilichtmuseum. Faszinierende und riesige Skulpturen laden zum Staunen und Verweilen ein. Inmitten steht ein eigenartiger Glaspalast, der über 4.000 Eier beheimatet. Ich weiß von diesem Eiermuseum, da ich als Busunternehmerin bereits eine Gruppe dorthin geplant hatte, die jedoch ein Corona-Opfer wurde. Heute stehe ich auch zum ersten Mal vor dem Glas und betrachte einen Teil der Eier. Die Ausstellung ist übrigens jederzeit kostenlos zu besichtigen. Für Gruppen gibt es interessante Führungen.

Der Weg führt zwischen Weingärten weiter, wechselt sich mit kleinen Wäldchen ab und schraubt sich immer weiter nach oben. Ja, man kann auch im Burgenland Höhenmeter zurücklegen. Immer wieder schauen wir zurück und je höher wir kommen, desto beeindruckender wird die Aussicht, die bis zum Neusiedlersee reicht. Aufgrund des heftigen Windes haben wir unglaubliche Wolkenformationen und eine geniale Fernsicht.

Dank des ausgedruckten Plans, und wer uns schon länger kennt, weiß, dass wir stets ohne technischen Hilfskram on tour sind, finden wir leicht den Weg. Bis die Weingärten zu Ende sind und es eigentlich den Waldweg weiter nach oben gehen würde. Nachdem wir schon zuvor heftige Gatschstellen durchquert haben, verzichten wir auf den Gatsch-Waldweg und beschließen, einfach noch etwas weiter zu gehen. Wir möchten die Aussicht genießen, die Wolken beobachten und die herrliche Luft in unsere Großstadtlungen ziehen. Über uns kreist ein Greifvogel, über den Weingärten erheben sich immer wieder Singvogelschwärme. Und ich möchte heute mal nicht stundenlang Wanderschuhe putzen. Wir gehen Richtung Jois. Kurz ist der Weg noch gefroren, dann wieder gatschig. Als er immer gatschiger wird, drehen wir um, stoßen wieder auf den Wanderweg und folgen diesen retour bis Winden.

Und endlich begegnen wir einer anderen Wanderin. Nun ja, grüßen muss sie noch lernen. Aber wenn man so hübsch ist, dann sei es verziehen.

Ich kann mich an den herrlichen Landschaftsbildern nicht satt sehen. Die Kamera hat unendlich viel zu tun. Es ist so schön hier. Wirklich eine gute Idee für unsere erste Wanderung im Burgenland.

Bald erreichen wir die Gritsch-Mühle von der Rückseite. Der Weg führt unspektakulär durch Wohngebiet zur Bundesstraße. Wir setzen über und haben unser Auto und unseren letzten Teevorrat erreicht. Wir sind durch den heftigen Wind durchgeschüttelt und zerzaust, aber dank der immerhin 5 Grad Plus nicht durchgefroren. Schön war es aber auf alle Fälle.

Mein Schatz lädt mich heute zum Essen ein. Ja?!? Zum "Karl Wirt" in Winden am See, wo sich bisher immer alle CÄSAR-Bus-Gruppen so wohl gefühlt haben und wir noch nie drinnen waren oder in mein Lieblingsgasthaus "Zur alten Mauth" in Neusiedl?? Oh, ich freue mich.

Doch schon bald wird mir klar, die Gastro ist ja aufgrund von Corona noch immer geschlossen. Dennoch kocht heute mein Schatz für mich und es gibt ein herzerwärmendes, köstliches Erdäpfelgulasch. Dazu mache ich mein resches Knoblauchbaguette aus dem Baguette-Resten vom Frühstück. Gemeinsam in der Küche stehen ist ein unglaublich toller Abschluss für heute.

Übrigens, wir waren rund 2 1/2 Stunden unterwegs.

Der Weg ist laut Internet in etwa 8,3 Km mit rund 170 Höhenmetern.

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Wien, 24.01.2021