Stephansdom

Stefansdom? Stephansdom? Dom zu St. Stefan? Dom zu St. Stephan? Oder doch Stephanskirche? Oder Kirche zu St. Stefan? Metropolitankirche zu St. Stephan?

Was nun?

Eigentlich kann es mir als gebürtige Wiener wurscht sein, für mich ist er sowieso seit Kindertagen nur der "Steffl". Ich bleibe jetzt weiterhin beim Steffl, wenn es recht ist lieber Leser/innen. Und nein, wenn wir Wiener vom Steffl reden, dann meinen wir die große Kirche und nicht das, eh erst viel später erbaute Kaufhaus in der Nähe. Und wenn wir vom Steffl mit der Pummerin reden, dann ist es nicht die Kellnerin von der SKY Bar, sondern die Glocke vom Stephansdom.

Nun, der Steffl steht mitten im ersten Wiener Gemeindebezirk am Stephansplatz, ist ein römisch-katholischer Dom und gilt als Wahrzeichen Wiens. Häufig wird er auch als österreichisches Nationalheiligtum bezeichnet. Der heilige Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt, ist Namensgeber dieses imposanten Bauwerks. Immerhin steht hier das wichtigste gotische Bauwerk in Österreich.

Bleiben wir trotz Corona bei guter Laune

Deshalb verschone ich dich jetzt mit Jahreszahlen und Größenangaben, die gibt es bei Wikipedia oder im Kirchenführer zu lesen. Gerne erzählen davon unsere staatlich geprüften Fremdenführer, dann, wenn du und deine Freunde wieder nach Wien kommen könnt.

Ich möchte bei meinen Erzählungen über meine Heimat, diese auf meine Art näher bringen. Zeigen, wieso ich gerne Österreicherin bin. Was dieses Land zu lebenswert macht - ja, stimmt, natürlich auch Wiener Schnitzel und Apfelstrudel. Wobei, ganz ehrlich, so ein knuspriger Schweinsbraten, ein zarter Tafelspitz,... Nun, lassen wir das mal im Raum stehen. Dazu äußere ich mich vielleicht ein anderes Mal.

Der Stephansplatz und der Südturm

Kommen wir zurück auf den Stephansplatz, der zu Normalzeiten voller bunten Lebens ist. Touristen aus aller Welt, dazwischen unsere eigenartigen Mozartverkäufer, Fotografen, Videofilmer, Selfietypen. Und meistens ein Polizeiauto, ohne Polizisten. Also, vor allem, wenn ich mal wieder daran vorbei laufe. Die Fiaker die, ebenso wie die komischen neuen Fahrradrikschas, auf Kundschaft warten. Dazwischen der kleine Eisstand und der Maler, der Bilder anpreist, die er nie selbst gemalt hat. Hin und wieder tauchen ein paar gute oder schlechte Straßenmusiker auf, die den Steffl als Kulisse für ihre Handyvideos benötigen oder sich ein paar Euros in deren Hut erwarten. Richtig bunt ist es inmitten der Innenstadt, sogar an Regentagen. Ich bin als sogenanntes Vorstadtkind aufgewachsen und schon damals hieß es immer: wir fahren in die Stadt. Das war für mich als "Gschropp" immer was ganz besonderes.

Kirtagsgefühl in der Innenstadt

2002, anlässlich des 50. Jahrestages der Wiedereröffnung des Stephansdoms nach den Zerstörungen durch den Dombrand 1945 wurde der Steffl-Kirtag ins Leben gerufen. Ein altes Ringelspiel, Zelte und rund 50 Standeln lassen Kirtagsflair aufkommen. Daneben gibt es im Dom Konzerte sowie Sonderführungen. Seit nun 8 Jahren gibt es auch den "Turmlauf", wo Sportler bis zur Türmerstube auf schwindelerregende 67 Höhenmetern laufen.

Mir wird schon schwindlig, wenn ich von unten nach oben schaue. Bissi hoch, das Ganze. Und 343 Stufen sind nicht gerade wenig. Irgendwie habe ich Respekt davor. Da hinauf laufen? Nun, ja, stimmt schon, die Aussicht von oben ist halt schon grandios. Naja, du kannst es ja beim Wienbesuch mal ausprobieren. Der Südturm, der bei seiner Fertigstellung als der höchste Kirchturm Europas galt, kann zu Normalzeiten bestiegen werden.

Auffi auf den Nordturm per Lift - aber Achtung vor dem Teufel

Uj, da schau her. Na sowas. Da lernst glatt als Wienerin noch was. Auf den Nordturm, der nach seiner Bekrönung, dem kaiserlichen Doppeladler, auch "Adlerturm" genannt wird, geht sogar ein Aufzug. Tja, ich bin mir jedoch nicht sicher, ob ich auf das Plateau in Höhe von ca. 50 Meter will. Immerhin haben wir schon in der Schule gelernt, dass der Teufel seine Hand im Spiel hatte.

Nachdem der Südturm fertig war, suchte man einen Baumeister, der in kurzer Zeit und billig (siehst du, es war damals nicht anders wie heute) den Nordturm erschaffen sollte. Da meldete sich der noch ziemlich unbekannte Baumeister Hans Puchsbaum. Erstens wollte er nach diesem Bau berühmt werden und zweitens wollte er die geldstolzen Eltern seiner Geliebten Maria beeindrucken und um deren Hand anhalten.

Nun, er versprach den Bau schneller als sonst ein Baumeister zu vollenden, bekam den Zuschlag und machte sich ans Werk. Wie auch heute, ging vieles schief und der Bau verzögerte sich ungemein. Da erschien ihm eines Tages der Teufel. Puchsbaum ließ sich in seiner Verzweiflung auf dessen Pakt ein - er solle während der ganzen Zeit des Baues weder den Namen Gottes, noch der Jungfrau Maria, noch sonst eines Heiligen aussprechen.

Der Bau ging schneller und leichter denn je geplant vonstatten. Der Turm wuchs und wuchs. Hans Puchsbaum freute sich schon auf die Hochzeit mit seiner Maria, als diese unter dem Turm vorbeiging. Heute würden wir vermuten, sie geht gerade vom Shoppen auf der Kärntner Straße nach Hause. Gut, weshalb sie vorbeiging, ist nicht überliefert, auf alle Fälle schaute sie nicht nach oben und Puchsbaum rief aus übervollen Herzen "Maria" in die Tiefe.

Noch hatte er den Namen nicht zu Ende gesprochen, schwankte das Gerüst und unter einem donnerähnlichen Krachen stürzte das Gerüst samt Schutt und Mauertrümmern des einstürzenden Turmes in die Tiefe und riss Puchsbaum mit sich. Ein hohles Hohngelächter gellte über den Platz, für einen Moment soll eine riesenhafte Gestalt eines grüngekleideten Mannes mit grinsender Fratze über den Trümmern des zusammengestürzten Bauwerkes geschwebt sein. Der Leichnam von Puchsbaum blieb verschwunden und der Bau des zweiten Turms wurde eingestellt.

Heute hätte sicher jemand einen Handyfilm davon...

Die Wahrheit ist unspektakulär

Der Bau wurde einfach unvollendet, da neben der Reformation durch die immer näher rückende Türkengefahr, der Ausbau der Stadtbefestigung vordringlich war. Und so kann es gehen, da glaubte ich seit Jahren an die Geschichte vom Teufel und ... Naja, lassen wir das.

In Wien gibt es noch viele weitere Sagen, die wir als Kinder noch in der Schule gelesen haben. Wie wäre es einmal mit einer Sagenführung? Angebote gibt es bei uns.

Die Stimme Österreichs - überschwänglich für die Pummerin

Dennoch hält der unvollendete Nordturm einiges aus. Immerhin hängt hier die "Pummerin", die drittgrößte freischwingende Kirchenglocke in einem Kirchenturm. Eigenartig, das Christkind muss eine starke Frau sein, fällt mir gerade auf. Am Heiligen Abend läutete bei uns zu Hause immer die Pummerin, wenn das Christkind, mit meiner, als Geschenk zur Verfügung gestellter Keksschachtel durch die Balkontür geflogen war. Dunkel kann ich mich erinnern, dass die Pummerin bei uns dann wieder auf der Anrichte gestanden ist. War mir aber wurscht, denn die Geschenke auspacken war wichtiger, als dieses Souvenir.

Als ich älter war, beherrschte die Pummerin, die der heiligen Maria geweiht ist, meine Silvesternacht. Schlag Mitternacht. Einmal waren Mutti und ich am Stephansplatz zu dieser Zeit. Man konnte die Vibration bis in die Zehenspitzen spüren. Kein Wunder, wenn sich 21 Tonnen in Schwingung versetzen. Ein wirklich "erschütterndes" Erlebnis. Solltest du mal machen.

Ein heißer Punsch

Jetzt habe ich mir einen Punsch verdient. Ich weiß, es ist Frühjahr, wenn wir dank Corona aber mehr wie das halbe Jahr Tourismus abschreiben, dann darf ich schon an meine klammen Finger im Advent denken, die ein heißes Punschhäferl neben dem Steffl umschließen. Da wird mir gleich ganz warm ums Herz. Dazu eine leckere Bratwurst. Und wenn wir Glück haben, ein paar Flöckchen Schnee. Perfekte Stimmung.

Gar nicht gewusst, dass es hier einen Adventmarkt gibt, weil du immer nur im Sommer nach Wien kommst? Na, bitte, dann hat meine Beschäftigungstherapie doch einen Erfolg.

Wenn Corona vorbei ist, wird es wieder bunt in Wien. Dann bieten wir Stadtrundfahrten - von der Übersichtsfahrt bis zu Sonderthemen - an. Organisieren Essensstopps, Museumseintritte, Flughafenabholungen. Anfragen jederzeit für in- und ausländische Gruppen bei CÄSAR-Bus, www.caesar-bus.at.

Bis dahin bleibt gesund!

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

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