Kleine Wolfsgeistrunde

Pottenstein an der Triesting, Industrieviertel, Niederösterreich

In Wien ist es trüb, grau und nass, dennoch wollen wir etwas Abwechslung in unseren Großstadtalltag bringen.

Und so verschlägt es uns in den kleinen Ort Pottenstein im Triestingtal im Wienerwald. Grau ist es noch immer, aber immerhin trocken. Einst dominiert durch die hier ansässige Textilfabrik hat es heute den Anschein einer Zeitreise unter dem Motto: "Zurück in die Zukunft". Wir stoßen auf alte Geschichte und ich glaube in einer vergessenen Filmkulisse, die ich einst in den Bavaria Studios sah, gelandet zu sein. Ein unbeschreibliches Gefühl erfasst uns gehetzte Großstädter und im Stillen merke ich, wie mein Körper den Stress abbaut.

Wir marschieren einfach drauf los und kommen beim Ferdinand-Raimund-Sterbehaus im ehemaligen Gasthaus "Zum Goldenen Hirschen" vorbei. Anscheinend stirbt das Gebäude einen trostlosen und langsamen Tod. Sowie auch ein Teil, der wohl einst sehr wohlhabenden Gegend. Weiters statten wir der römisch-katholischen Pfarr- und Wallfahrtskirche, die auf Maria Trost im Elend geweiht ist, einen Besuch ab.

Endlich haben wir beim "Alten Herrenhaus" der einstigen Baumwollspinnerei ein Schild mit "Wolfsgeist" entdeckt und biegen in die Wolfsgeistgasse ein. Bald verlassen wir das verbaute Gebiet und tauchen in den Wienerwald, der vom Nebel fest umschlungen ist, ein.

Langsam, aber stetig steigt die Strecke bergan, bis wir zum Wolfsgeist kommen. Das dortige, gleichnamige Lokal, existiert nicht mehr und so ziehen wir im nebligen Wald weiter. Der Weg ist gut zu gehen, wenn wir auch ein paar Mal recht feuchten Stellen ausweichen müssen. Wir lauschen in den Wald - hören wir die Wölfe heulen und die Geister kiechern?

Das Grau legt sich immer tiefer in den Wald, unter unseren Füssen raschelt das Laub und von den Bäumen tropft es. Die Luft ist herrlich, und wenn es stimmt, dass der Nebel für den Teint gut ist, dann kommen wir wohl 10 Jahre jünger ans Ziel.

Ruhig ist es im Wald, bis irgendwann aufgeregte Eichelhäherrufe die Stille durchbrechen. Richtig unheimlich, wenn diese bunten Vögel loslegen. Hoffentlich ist es kein Zeichen, dass sich ein Wolf anschleicht? Mir wird flau im Magen.

Zum Glück erreichen wir alsbald das Herrgotskreuz in der Nähe der leider nicht mehr existenten Wolfsföhre. Hier ändert sich auch die Wegfarbe von blau auf rot und ab nun führt der Weg bergab, zurück nach Pottenstein.

Wir beobachten an einer kleinen Kuppe, die als Rastplatz und Vogelfutterplatz dient, Spechte, Kleiber, Blau- und Mönchsmeisen. Passieren ein herbstliches Lerchenwäldchen, streifen einen Steinbruch und kommen vorbei am ehemaligen Mauthaus zurück zum Ausgangspunkt.

Strecke lt. Internet/unserem KM-Messgerät: 5,77 km/6,53 km

Höhenmeter lt. Internet: 187

Start und Ziel: Hauptplatz Pottenstein an der Triesting

Unsere Dauer inkl. kurzer Teepause, Fotos und Tierbeobachtungen: 2 ½ Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: Verpflegung mitnehmen, unterwegs keine Einkehrmöglichkeit. Und etwas Geschick ist mit der Markierung gefragt, aber sonst tolle Runde. Vom Hauptplatz zur Kirche, dann die Hainfelderstraße bis zur Wolfgeistgasse - hier sind die ersten Schilder. Dann die Gelbe Markierung bis zum Wolfsgeist, dann die blaue Markierung bis zum Herrgotskreuz und ab dann bergab mit der roten Markierung.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 13.11.2021