Strömende Meditation

Sandl, Meditationsweg, Mühlviertel, Oberösterreich

Seit Stunden regnet es unentwegt. Es ist grau und kühl. Dennoch zuhause sitzen bleiben kommt nicht in Frage, also stöbere ich in meinen Wanderplänen. Da sticht mir der Meditationsweg in Sandl im Mühlviertel ins Auge.

5 Km in rund 1 Stunde 45 bei mickrigen 64 Höhenmetern sollten auch im Regen für uns Großstädter zu schaffen sein. "Los geht es am Parkplatz Rosenhof, quert die B 38 und führt teilweise im Wald entlang des Flammbaches. In der Nähe Eberhartsberg bzw. Reisingermühle geht es wieder retour Richtung Parkplatz, durch die ruhige Lage im Wald ist der Weg ideal zur Meditation." So verspricht es der Plan.

Über die Böhmerwald Straße

Nun, vom Parkplatz geht es über die sehr viel befahrene B38, der Böhmerwald Straße. Wir brauchen Geduld, bis wir eine halbwegs ungefährliche Lücke finden und rasch rüber laufen.

Mystische Stimmung

Der Weg ist eigentliche eine Forststraße. Angenehmen zum Gehen. Der Wald liegt mystisch vor und neben uns. Liegt die Stimmung am Regenwetter? Oder, dass in ein paar Tagen Halloween ist? Irgendwo schreit ein Kolkrabe. Im Geäst knirscht es. Der Regen peitscht durch die Bäume. Von der Ferne hören wir ein knatterndes Motorengeräusch.

Schön beschildert ist der Weg und die gelben Taferl leuchten auch an diesem trüben Tag.

Unsere Schritte werden schneller, je stärker der Regen vom beginnenden Wind zu Erden gepeitscht wird.

Großstädter kennen sich mit Fahrzeugen eben aus, aber mit Schwammerl nicht

Das Motorengeräusch wird stärker. Wir spechteln durch die Bäume und sehen in der Ferne zwei Lichter. Als Großstädter erkennen wir sofort mit geübten Auge, dass ein Holzlkw gerade mit der Beladung beschäftigt ist. Wir ziehen weiter.

Der Weg ist von unzähligen Schwammerlarten gesäumt. Da kennen wir uns als Großstädter, bis auf die rot leuchtenden Fliegenpilze, schon nicht mehr aus. Daher lassen wir alle stehen und erfreuen uns lediglich an deren Anblick. Wirklich schön, beruhigend und entspannend hier.

Der Regen wird immer stärker, unsere Schritte immer schneller, der Autolärm der B38 rückt immer näher. Schon bald haben wir den Rundweg beendet und versuchen wieder über die Böhmerwald Straße zu unserem Auto zu kommen.

Wir haben es geschafft und gönnen uns jetzt ein gutes Mittagessen in Sandl. Danach haben wir noch einen Termin im Hinterglasmuseum.

Der Weg ist für einen kleinen Spaziergang ohne größere Anstrengung zu empfehlen. Er kann z.B. mit dem Rundweg zu den Rosenhofer Teichen (rund 30 Min) erweitert werden. Wieso er als Meditationsweg angeführt wird, wo es noch nicht mal eine einzige Bank zum Verweilen gibt, ist uns jedoch ein Rätsel.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 31.10.2020