Kampursprungweg

Liebenau, Mühlviertel, Oberösterreich

Mit einer Seehöhe von 970 m weist Liebenau den höchstgelegenen Ortskern Oberösterreichs auf. Durch das Aufblühen der lokalen Glaserzeugung kam es Ende des 17. Jhdts. zu einem raschen Aufstieg, der aber mit dem Niedergang der Glasindustrie um 1800 ein ebenso rasches Ende fand. Die Liebenauer Bevölkerung verarmte Zusehens. Heute ist von dem einstigen Reichtum nichts mehr zu sehen, obwohl der Wanderweg durch das Gebiet von zwei ehemaligen Glashütten führt. 

Wir durchwandern den herbstlichen Wald. So ruhig hier. So schön, so entspannend. Eine Wohltat für uns Großstadtmenschen. Ich merke, wie meine Alltagssorgen das Weite suchen und meine Phantasie zurückkommt. Ich träume von Waldgeistern, Feen und einem Elefanten.

Mein "Chef" lächelt mich verschmitzt an, "der Urlaub tut dir gut, oder?"

Ganz sicher bin ich mir nicht. Wenn ich schon Fantasiefiguren sehe, was kommt noch?

Wir stoßen auf etwas verwirrende Schilder - übrigens, der ganze Rundweg ist bis auf diese eine Stelle herrlich beschildert. Entweder gehen wir den "Kampursprung Weg" weiter oder wir gehen zum "Durchstichweg Kampursprung".

Aber ich möchte doch dem Kamp zur Geburt gratulieren! Chef, komm wir gehen den kleinen Zusatzweg! Nur mit Murren folgt mir Chef und so stehen wir nach rund 10 Minuten bei der Geburtsstätte des 153 m langen Kamps.

Chef meckert, denn er hatte eine große, sprudelnde Quelle erwartet. Jedoch beginnt hier die Geschichte mit einem - auf wienerisch gesagt - Lackerl. Kaum zu glauben, dass dieses Wässerchen einmal durch Ober- und Niederösterreich fließen wird. Im Jahr 2002, beim Jahrhunderthochwasser, wurde der Kamp sogar zum unheilbringenden Monster. Bei unserer Wanderung in Rastenfeld haben wir dem Kamp auch schon "Hallo" gesagt. Und wer kennt nicht den berühmten Ottensteiner Stausee, der gleichzeitig der größte der drei Kampstauseen ist.

Ich fühle mich geehrt, so einer wahrhaft wichtigen Persönlichkeit Geburtshilfe leisten zu dürfen. Wir verabschieden uns, wünschen eine gute Reise und gehen die paar Meter zurück und folgen dem Schild "Kampursprung Weg".

Der Mann im Mond winkt auf die Erde, während sich das Kälbchen über die beiden Großstadtwanderer lustig macht. Die Mutter verkneift sich das Lachen. Ihre Freundin einige Kilometer weiter, kann sich weniger zurückhalten.

Der Weg ist einfach und ohne große Anstrengung, führt über Asphalt- und Forststraßen und gibt herrliche Einblicke in die Landschaft frei. Schon bald erreichen wir den Ausgangspunkt, verlassen das Gebiet der Kuenringer und fahren zurück zu unserem Quartier, dem Forellenwirt in Mitterbach.

Strecke lt. Internet/unserem KM-Messgerät: 8,00/8,07

Höhenmeter: ca. 110

Start und Ziel: Direkt im Ortszentrum unter dem Gemeindeamt

Unsere Dauer: 2 3/4 Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: der Abstecher zum Kampursprung ist nett, aber nicht beeindruckend. Verpflegung mitnehmen, entlang der Strecke keine Einkehrmöglichkeit. Ein Stück geht es einem Bacherl entlang an der Grenze zu Niederösterreich - in einigen Wanderberichten habe ich gelesen, man begeht die Grenze zu Tschechien, aber soweit kommt man wirklich nicht!

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 26.10.2021