Hinterbrühler Rundweg

Hinterbrühl, Industrieviertel, Niederösterreich

Eigentlich beginnt die Routenbeschreibung immer bei der Seegrotte Hinterbrühl, wir steigen in die Runde jedoch vom großen Parkplatz bei der Burg Liechtenstein ein.

Es geht über die Straße direkt zur Urlaubskreuzkapelle. Im Mittelalter standen hier drei Holzkreuze, damit die, von Wien nach Mariazell pilgernden Wallfahrer, einen letzten Blick auf ihre Stadt werfen konnten, ehe sie von dieser "Urlaub" nehmen. 1825 ließ Fürst Johann Joseph I. die restlichen zwei verwitterten Kreuze durch diese Kapelle ersetzen.

Meistens verläuft die Strecke im Wald. Schön hier. Wir passieren "spektakuläre" Brücken, die Schöllwiese und schauen zweimal, ob ein Ski- oder Rodelfahrer bergab saust. Ja, wirklich, ab 1949 stürzten sich hier die wagemutigsten Skifahrer ihrer Zeit im "Hundskogelrennen" zu Tal. Die Zeitnehmung erfolgte damals noch per "Handsignal".

Mittlerweile stehen wir auf der Sittnerwarte am Hundskogel, auf unglaublichen 435 m Seehöhe. Von hier wurde damals das Skirennen gestartet. Die geschwenkte Startflagge sah man bis ins Hagenauertal. Heute sehen wir nur Bäume. Die Natur hat sich zurückgeholt, was ihr gehört. Kein Wunder, Skirennen gehören hier der Vergangenheit an, eigentlich wirkt es hier wie ein Hügelchen gegen die aktuellen Skipisten, abgesehen davon, dass es hier kaum noch wirklich Schnee gibt. Eine kleine Eidechse schaut uns groß an, wir entschuldigen uns, dass wir sie gestört haben und ziehen weiter.

Der Weg führt durch herrliches Waldgebiet, wobei der Lärm von der Außenringautobahn zu uns herüberdringt. Natur und Technik, nah beieinander. Es geht über eine kleine, schmale Holzbrücke, ein paar Stufen bergauf und einem Trampelpfad, der nicht viel breiter als (m)eine Schuhbreite ist, weiter. Links geht es bergab. Höhenangst oder Schwindel sollte man auf diesem Stück ausblenden. Und rutschig sollte es meiner Meinung auch nicht sein.

Wir haben das kurze Stück geschafft und ab hier verläuft der Weg auf breiten Wegen weiter. Ein Abstecher zum "Weißen Kreuz", dem Wahrzeichen der Hinterbrühl, sollte eingeplant sein. 1825 von Johann I. Fürst von und zu Liechtenstein errichtet. Einer Sage zufolge steht es genau hier, wo ein Pferd seinen Junker vorm sicheren Tod bewahrte. Wunderbarer Ausblick von hier oben auf den Klettergarten Roter Ofen und weiter bis Burg Liechtenstein. Upps, dorthin müssen wir noch zurück wandern. Dann mal weiter.

Wir erreichen Weißenbach und stehen im ehemaligen 24. Wiener Bezirk. Ja, in der NS-Zeit, war hier alles Wien. Erst 1954 wurden wir auf 23. Bezirke reduziert. Im Hohlweg sind wir froh, dass der prähistorische Altstraßenrest, der in der Römerzeit als Straßenverbindung in den Westen genutzt wurde, nur noch ansatzmäßig vorhanden ist. Die Steine wären eine Herausforderung für unsere Füße, kaum zu glauben, dass hier Kutschen fuhren.

Vorbei am SOS-Kinderdorf erreichen wir die Höldrichsmühle, eines der ältesten Gebäude der Hinterbrühl mit gotischen Gewölben. Bereits Ende des 18. Jh. erhielt die Höldrichsmühle die Genehmigung zum Ausschank von Bier und Wein. Dadurch wurde sie zu einem beliebten Ausflugsziel und der Legende nach komponierte hier Franz Schubert das weltberühmte Lied "Der Lindenbaum". Heute ist das Gebäude ein schönes 4-Sternhotel. Leider haben wir keine Zeit für eine Pause, denn wir sind heute spät dran und müssen zum Spareribs-Essen. Durch die Kernzone Kiental Ost erreichen wir den Versöhnungsbaum.

Über Stufen geht es bergab zum Bahnplatz, wo sich ab 1885 die Endstation der "schmalspurigen Secundärbahn" von Mödling in die Hinterbrühl, der ersten "Elektrischen" in der österreich-ungarischen Monarchie befand. Weiter führt der Weg bis zur Seegrotte. Wir kommen leider am Ende der Öffnungszeit an - sage ja, heute sind wir spät unterwegs, aber unser Abendessen gibt es erst ab 18.00. Ein Besuch, wie wir es schon oft mit unseren CÄSAR-Gruppen getan haben, wäre eine nette Wanderabwechslung.

Wir treten das letzte Stück, über die Grillparzerpromenade in Richtung Burg Liechtenstein an. 25 Minuten verspricht das gelbe Schild. Den kurzen Abstecher zur KZ-Gedenkstelle lassen wir aus und so erreichen wir den ehemaligen Liechtensteiner Landschaftspark und stehen vor der geschichtsträchtigen Burg Liechtenstein. Nun aber zurück zum Auto und ab zum Spareribs-Essen, das haben wir uns jetzt wahrlich verdient.

Strecke lt. Internetangabe: 9,41 Km

Höhenmeter lt. Internetangabe: 210 Hm

Start und Ziel: Vorgeschlagen wird bei der Seegrotte - da kann es aber mit den Parkplätzen bald eng werden, daher sind wir bei der Burg Liechtenstein in die Runde eingestiegen. Hier gibt es genügend Parkplätze (Am Tag unserer Wanderung kostenlos)

Unsere Dauer inkl. Fotos und kurzer Wanderpause: 3 ½ Stunden

Wichtiges: Großstadtwanderer

Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht: Am Tag unserer Wanderung sehr gut beschildert. Verpflegung bei Bedarf mitnehmen, einige Rastmöglichkeiten gefunden. Lokale auf der Strecke (Höldrichsmühle, Kleine Imbissstube bei der Seegrotte, Öffnungszeiten beachten). Ein Stück abseits ist noch Hotel Beethoven.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate, www.fotografinrenate.at 

Transparenz

Wien, 07.08.2022