Vom Ehrenfeld zum Himmelreich

Donnerskirchen, Burgenland

Es ist der erste Samstag im Monat. Treue Leser/innen wissen, heute ist wieder Markt der Erde in Parndorf und somit regionale Produkte einkaufen sowie eine Wanderung im Burgenland angesagt. Wie immer ist unser Weidenkörbchen gut gefüllt, als wir in Donnerskirchen den Ausgangspunkt suchen.

"Geprägt von Spiritualität, Natur- und Kulturgeschichte führt Sie dieser Weg zur Martinskirche, dann hinauf auf das in der Hallstattzeit besiedelte Ehrenfeld und schließlich durch den Wald zum Himmelreich, einer alten Weinriede, die kürzlich revitalisiert wurde. Der letzte Teil führt Sie über den Kirschblütenweg, der sich im April in seinem weißen Blütenkleid und im Juni mit süßen Früchten zeigt." Text von der Homepage leithabergwandern.

Nun, die Martinskirche ist als Bergkirche ausgeschildert, obwohl sie dem Hl. Martin geweiht ist. Wir erklimmen die, 1880 neu angelegten, Stufen zur Kirche. Sie scheinen nie zu enden, ich lenke mich mit dem Kreuzwegstationen des Stinatzers Bildhauers Thomas Resetarits ab und schon bald liegt uns Donnerskirchen und in weiterer Ferne der Neusiedler See zu Füßen. Leider ist das Wetter und somit die Sicht nicht berauschend.

Hinter der Kirche geht es steil bergauf. Habe gar nicht gewusst, dass man im flachen Teil des Burgenlandes so steil ansteigen kann. Die eisige Luft macht den Anstieg, der durch ein, heute noch leeres, Weidegebiet führt, nicht leichter. Wir passieren zwei Bankerl beim Sühnekreuz und legen ein Stück weiter oben am nächsten Bankerl unsere erste Teepause ein. Der geheimnisvolle Wanderer sitzt wohl schon länger und genießt die Aussicht. Normalerweise würde ich auch gerne sitzen bleiben, aber die Kälte jagt uns weiter. Noch ein Stückerl Anstieg und es geht entlang des Ehrenfeldes gemütlich weiter.

Das Ehrenfeld war einst eine bedeutende Ansiedlung in der Hallstattzeit, die durch Bronze und Salz einen wirtschaftlichen Wohlstand erreichte. Heute gleicht es für mich eher einer großen Freifläche mit unglaublich faszinierenden Pflanzen. Tiere sehen wir kaum, immerhin haben wir gefühlte Minusgrade.

Weiter führt der Weg durch ein kleines Waldstück, das bis gestern für Forstarbeiten gesperrt war. Wir folgen einer breiten Forststraße und wandern bald gemütlich bergab. Kaum aus dem Wäldchen heraus, eröffnet sich, trotz schlechtem Wetters, eine wunderschöne Aussicht. Wir stehen bei einem Privatgrundstück an und entscheiden uns - ohne, dass ich die Karte befrage - für den linken Weg bergab. Immer wieder erfreuen uns unzählige Blüten, wie von Mandel- und Kirschbäumen.

Am Kirschblütenweg angekommen zücke ich die Wanderkarte und stelle fest, dass wir beim Privatgrundstück eigentlich rechts und somit Richtung Himmelreich gehen hätten sollen. Nun gut, wir haben uns noch einen kleinen Anstieg erspart und blicken jetzt von unten ins Himmelreich. Schon doof, aber Fehler passieren nun mal, wenn Großstadtwanderer ohne technischen Firlefanz auf nicht markierten Wegen on tour sind. Kein Wunder, das einzige Schild, das wir sehen, behält seine Geheimnisse für sich.

Egal, das Himmelreich werden wir nochmals bei schönem Wetter aufsuchen. Nun halten wir bei einer großen Übersichtkarte mit Rastmöglichkeit noch die zweite Teepause. Danach geht es noch ein Stück bis zum Ausgangspunkt.

Als Belohnung stärken wir uns im Traditionsgasthaus Karl Wirt in Winden am See. Ein freundlicher Empfang, eine gemütliche Stube und eine Speisekarte mit regionalen Produkten, genau das Richtige nach dieser eiskalten Wanderung. Hier gibt es noch bodenständige Küche und ausgezeichneten Wein. Das Lokal ist super sauber, die Speisen herrlich angerichtet, die Portionen groß und das Personal überaus freundlich und zuvorkommend. Kein Wunder, dass auch unsere CÄSAR-Bus-Gruppen hier immer wieder einkehren und zufrieden weiter fahren. Wir kommen sicher wieder, vielleicht sogar eines Tages bei einer der vielen angebotenen Veranstaltungen, immerhin gibt es hier Platz für bis zu knapp 200 Personen. Somit ist das Lokal, auch dank des großen Parkplatzes, ebenso ideal für Privatfeiern aller Art. Im großen Speisesaal habe ich sogar eine Bühne gesehen.

Es hat geschmeckt, wir sind wieder aufgetaut und gut gelaunt, als wir den Karl Wirt verlassen. Und können es kaum glauben, denn nun fahren wir im Schneefall nach Wien. Der April macht halt, was er will.

Strecke lt. Angaben: rund 6,9 km

Höhenmeter lt. Angaben: rd. 249

Start und Ziel: Gemeindeamt in Donnerskirchen - etwas weiter oberhalb ist die Information, dort ist auch ein Parkplatz und eine Karte

Unsere Dauer inkl. Fotos, zwei Getränkepausen: 2 1/2 Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: Verpflegung bei Bedarf mitnehmen. Entlang der Strecke keine Einkehrmöglichkeit. Etliche Bankerl mit schönen Ausblicken stehen bereit.

Wichtiges: Großstadtwanderer

Beschilderung am Tag unserer Wanderung: gar nicht ausgeschildert, wir hatten einen Plan von der Homepage "Wandern im Leithagebirge" mit und dennoch das Himmelreich verpasst, weil ich zu spät drauf geschaut habe.

Transparenz

Wien, 02.04.2022