Wie bei "Mensch-Ärgere-Dich-Nicht"

Bad Sauerbrunn, Burgenland

Es ist wieder soweit. Die Vorentscheidung für die jährliche Aktion "9 Plätze - 9 Schätze" startet. 

Nachdem wir einem Kandidaten von Niederösterreich, der Sitzendorfer Kellergasse, bereits vor einiger Zeit, damals noch unwissentlich der Aktion, einen Besuch abgestattet haben, nehmen wir die Burgenlandauswahl zum Anlass unserer Wanderung. Und so verschlägt es uns in den, seit 1901 bestehenden, Kurort Bad Sauerbrunn. Hier steht das 1. Burgenländische Rosarium, ein "Duft- und Farbentheater" in der Region Rosalia als einer der drei Plätze zur Auswahl. Ehrlich gesagt erwarte ich mir Anfang Oktober keine strahlenden Rosen mehr, werde aber eines Besseren belehrt.

Wir wünschen dem schönen Fleckchen Erde alles Gute für die Wahl und suchen die ersten Wanderschilder. Im Internet wurde ich nicht wirklich fündig. Im Kopf blieb mir nur eine Beschreibung einer Rundroute, deshalb freue ich mich, als ich das erste Schild "Rundwanderweg 2 Stunden" beim Sonnberghof sehe. Nachdem im Internet steht, dass es bestens beschilderte Wanderrouten gibt, verlasse ich mich blind darauf. Wir folgen den gelbleuchtenden Schildern und geraten schon bald in den Wald.

Wunderbare Luft. Herrliche Ruhe. Traumhafte Waldroute. Ein wirklich entspannter Sonntagsausflug für uns Großstadtwanderer. Und keine Steigungen, die uns den Schweiß auf die Stirn meißeln.

Schon bald verlassen uns die gelben Schilder und die grün-weiße Markierung ist für uns zuständig.

Irgendwo fehlt die Markierung, irgendwann treffen wir auf blau. Wir befragen das Internet, suchen die uns einzig bekannte Routenbeschreibung und stellen fest, dass die Wanderer damals die Route von einer anderen Seite begonnen haben und die Wegführung nichts mit dem tatsächlich ausgeschilderten Rundwanderweg zu tun hat. Aber egal, nach einiger Recherche ist klar, wenn wir neben der vielbefahrenen S31 wandern, nach der Freifläche links abbiegen, kommen wir auf die im Netz angeführte Route. Nur halt verkehrt. Auch egal.

Bei der Rastmöglichkeit Lazawiese lassen wir uns unser Frühstück schmecken und setzen danach unseren Weg laut Beschilderung Richtung Marienbründl, das wir in 20 Minuten erreichen sollen, fort. Dort angekommen, erscheint wieder ein Schild mit Rundwanderweg über die Hubertuskapelle nach Bad Sauerbrunn. Wir möchten aber nicht zurück, folgen wir doch der Internetvorgabe und möchten Richtung Mitterriegel mit seinem Gipfelbuch.

Die Forststraße führt stetig nach oben. Irgendwann biegt der Weg Richtung Mitterriegel nach links in einen kleinen Waldpfad. Eine Radfahrerin hält an und erzählt, sie kommt gerade von unserem Zielort und wir können auch der Straße folgen. So steigen wir schwitzend Höhenmeter um Höhenmeter bergan. Irgendwann kommen wir zu einer Kreuzung mit dem Rosalia Rundwanderweg, der über verschiedene Ortschaften auf gesamt knapp 80 km Länge führt. In der Annahme, dieser führt uns nicht ans Ziel, gehen wir gerade aus, bis wir bei einer T-Kreuzung ohne Beschilderung anstehen. Zwei einheimische Wanderer sitzen auf einer Bank und versuchen die Großstadtwanderer, deren Handy ohne Internetempfang ist, auf den rechten Weg zu bringen.

Ich komme mir vor wie eine Figur bei "Mensch-Ärgere-Dich-Nicht", denn es heißt zurück an den Start, zwar nur bis zum Marienbründl, aber dennoch. Und dort über die Hubertuskapelle wieder nach Bad Sauerbrunn. Langsam lache ich nicht mehr über das am Beginn unserer Wanderung gesehene Schild mit dem Spinnweben. Hier dürfte tatsächlich niemand eine Beschilderung benötigen, jeder weiß was er möchte und wie er hinkommt. Die leuchtend bunten Herbstblätter entschädigen für den falschen Weg. Oder sagen wir so, noch glauben wir, tatsächlich falsch zu sein und kehren um.

Wir sind wieder beim Marienbründl und folgen dem Schild zur Hubertuskapelle und alsbald wieder der grün-weißen Markierung durch den herrlichen Wald bis zum Rosarium zurück. Irgendwie habe ich genug, sind wir viel länger unterwegs gewesen, als geplant.

Ich strecke bei einem Wirten im Zentrum meine müden Füße unter dem Tisch, durchstöbere die Orts- und Freizeitkarte, die wir, in der nun geöffneten, Infozentrale geholt haben, (leider gibt es außerhalb der Öffnungszeiten weder eine Schütte mit Karten noch eine offensichtliche Wanderkarte) und sehe, dass wir ein Stück dem Rosalia Rundwanderweg folgen hätten sollen. Dann hätten wir den Mitterriegel erreicht und wären in 3,7 km in Bad Sauerbrunn gewesen. Naja denke ich bei mir, wie bei "Mensch-Ärgere-Dich-Nicht", einfach verwürfelt.

Strecke lt. unserem KM-Messgerät: 11,93 km.

Höhenmeter: 221

Start und Ziel: Bei der Quelle

Unsere Dauer - inklusive Fotos, Wanderpause: 4 Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: Verpflegung mitnehmen, entlang der Route keine Einkehrmöglichkeit, jedoch hin und wieder Rastmöglichkeiten. Beschilderung nicht sehr gut ersichtlich bzw. etwas eigenartig. Am besten vorab den Plan von der Infozentrale bei der Quelle holen.

Transparenz

Wien, 03.10.2021