Schulgarten Kagran

und Gartenbaumuseum

Donaustadt, Wien

Schon aufgrund der geringen Öffnungszeiten (siehe Internet) fällt es für mich unter "Geheimtipp Wien". 

Der Schulgarten Kagran, in dem sich ebenso das Gartenbaumuseum befindet, ist wie eine kleine grüne Oase inmitten der Wiener Betonwüste. Er ist Übungsgelände für Schülerinnen und Schüler der Berufsschule für Gartenbau und Floristik. Und an den wenigen Besuchertagen ein wahres Erholungsfleckerl inmitten der hektischen Großstadt. Immerhin schließt gleich daneben ein riesiges Einkaufszentrum an und dahinter entstand gerade erst vor kurzem das Twenty-Two Viertel.

Aus meinem Strecksessel, den ich mir in den Schatten geschoben habe, beobachte ich die Silberpfeile*, die über uns hinweg ziehen. Ich frage mich, wie viele Menschen da oben von diesem idyllischen Plätzchen gar nicht Bescheid wissen.

Viele Bänke laden zum Verweilen ein. Themengärten zum Lustwandeln. Mir gefällt der Hexengarten am besten. Obstbäume säumen den Weg. Die Wiese ist angenehm frisch. Einige Besucher gehen barfuß durch das satte Grün. Sogar ein Schaufriedhof steht am Areal.

60.000 Quadratmeter trotzen hier dem Großstadtdschungel. Schmetterlinge, Bienen, Libellen, Vögel und andere Insekten schwirren um mich. Frösche quaken im kleinen Teich, der mit der schönen Brücke und den schattigen Plätzchen rundherum.

Beim Gartenbaumuseum in der ehemaligen Orangerie (ganzjährig geöffnet, Mo-Fr., Zugang über Siebeckstraße 14, 1220 Wien, weitere Öffnungszeiten im Internet) gibt es von Mai-September an jedem 1. Donnerstag im Monat eine Verkaufsausstellung der Kakteenfreunde. Und zwei hübsche Exemplare dürfen mit mir die Heimreise mit der U-Bahn antreten.

Doch zuvor besuche ich noch das Museum. Ehe ich in die Geschichte des Österreichischen Gartenbaus und Kleingartenwesens eintauche, schaue ich in dem kleinen Café vorbei. Heute gibt es erfrischende Bowle.

Kaum zu glauben, hier hängen über 470 Wandvasen aus der Zeit von 1900 bis 1970. Weiters gibt es rund 540 Eisenstanzen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert zur Herstellung von Kunstblumen. Besonders faszinierend ist die Einrichtung eines Blumengeschäfts aus der Schwarzenbergstraße 1 im 1. Wiener Gemeindebezirk – angeblich eines der letzten Blumengeschäfte des Historismus.

Unterschiedliche Veranstaltungen, Kurse und Ausstellungen prägen das Jahr im Museum bzw. im Schulgarten. Diesmal gibt es mit "Im weiten Garten" Einblick in Ikebana und Haiku. Diese Kunstform des Blumenarrangierens wurde eigenständig und ausschließlich in Japan entwickelt.

Nach der geistigen Stärkung ziehe ich mich nochmals auf meinen Liegestuhl zurück. Während die U-Bahn über uns hinweg donnert, beame ich mich in meine eigene Welt. Ein Kurzurlaub auf wienerisch, der wieder Kraft für die Welt hinter der kleinen, fast unscheinbaren Eingangstür unter der U-Bahntrasse gibt.

* für uns Wiener nach wie vor der Ausdruck für die U-Bahn. Der Namen geht zurück auf die erste Generation der Wiener U-Bahn-Fahrzeuge, des eigentlichen Typs U.

Wien, 02.06.2023

Transparenz

Fotos von Fotografin Renate. Text bei Renate Stigler. Keine bezahlte Werbeeinschaltung. Bei diesem Text handelt es sich um persönliche Erfahrungen, die eine werbende Wirkung haben könnten! Weiters ist es eine Momentaufnahme am Tage unseres Besuches.