Zeit, die sinnlos verschwendet wird

14.03.2020

Wenn Träume wie Seifenblasen zerplatzen

Corona - das Thema des Frühjahrs 2020. Niemand kommt daran vorbei. Keiner bleibt verschont. Also verschont vom Virus selbst hoffentlich jeder, aber vom Thema nicht.

  • Fernsehen aufdrehen = Corona
  • Zeitung in die Hand nehmen = Corona
  • Internet ansehen = Corona
  • Radio anhören = Corona
  • Mit Jemanden reden = Corona

Und so weiter. Ich will jetzt Corona nicht herunterspielen, was sich hier abspielt ist schrecklich und in 100 Jahren werden Kinder über unser Frühjahr lernen und den Kopf schütteln. Dann, wenn die Welt wieder neu aufgerichtet ist. Vielleicht.

Nun, seit Tagen überschlagen sich die Ereignisse und wir sind mitten drinnen. (Anm., für alle, die den Bericht in einigen Jahren lesen werden: Es werden Regionen und sogar Grenzen geschlossen, Menschen in Quarantäne versetzt, Geschäfte geschlossen, ganze Berufsgruppen ausgerottet, soziale Kontakte untersagt, uvm. Lest halt einfach im Internet nach, da findet sich sicher noch etwas)

So, kommen wir in das Frühjahr 2020 zurück. Ich sitze auf meiner Couch und bohre Nase. Nun, als Busunternehmerin und Reisefotografin habe ich nichts, ja absolut nichts mehr zu tun. Die letzten gebuchten Fahrten sind mittlerweile storniert, das Telefon schweigt mich schon seit Stunden an und mein Mailordner hat schon Spinnweben, denn derzeit kommen nicht mal aufmunternde Reisenewsletter mit bunten Bildern. Die Wohnung ist bereits auf Hochglanz poliert, sogar die Kaffeehäferl stehen in Reih und Glied und die längst überfällige Sortieraktion meines Kleiderkastens bereits mehrfach durchzogen. Nun, man könnte sagen: ich sterbe bald vor Langeweile.

Komisch, so inmitten des Berufslebens hat man so viele Wünsche, was man nicht alles in einem Hauch von Freizeit unternehmen könnte. Tausend Dinge stehen auf der Wunschliste. Ach, hätte ich doch nur Zeit, dann würde ich...

Ja, also was würde ich? Tja, jetzt habe ich die Freizeit, aber keine Lust noch irgendwas von meiner Wunschliste abzuhaken. Gut, ich rede nicht von den Dingen, die derzeit nicht möglich sind, weil fast alle Grenzen geschlossen, Ausflugsziele gesperrt und die Welt zu erliegen scheint. Diese Dinge sind mal ausgenommen.

Aber da bleiben doch noch Wünsche wie endlich die Bücher lesen, die irgendwo liegen, zu Hause ein Fotostudio aufbauen, Lernvideos anschauen, meine Vorratsgläser bemalen, die Rezepte ausprobieren, zu denen sonst keine Zeit ist und endlich mal alle Bilder aufhängen.

Stimmt, diese Liste abzuarbeiten wäre in der Corona-Zeit möglich. Aber will ich das jetzt wirklich? Ich ertappe mich selbst. Nein, eigentlich nicht. Eigentlich kuschle ich mich den ganzen Tag in meine Couch, verfolge die aktuellsten Nachrichten über die rasante Entwicklung und tue mir endlos leid.

Ich habe jetzt die freie Zeit, die ich mir immer gewünscht habe. Nur weiß ich nicht recht, mit dieser Zeit etwas anzufangen. Anstatt die Dinge, die mir am Herzen liegen abzuarbeiten, schaue ich meinem Kontostand zu, wie dieser immer mehr schwindet und roter wird.

Ich ärgere mich im Supermarkt über die Hamsterkäufe der anderen, wenn ich stundenlang mit einer handvoll Artikel an der Kassa stehe. Ich aktualisiere alle paar Minuten die sozialen Medien, in der Hoffnung nichts zu verpassen. Ich sitze einfach da und verschwende Zeit. Zeit, die mir im normalen Alltag so unheimlich wichtig ist. Zeit, die ich sonst verzweifelt herbeiwünsche.

Und wieso eigentlich? Ganz einfach, weil mich diese Massenpanik ansteckt. Die Panik greift rasanter um sich als Corona. Die Panik trifft viel mehr Menschen, als das Virus im Stande wäre. Die Panik ist der Beginn des Übels.

Achten wir auf die Panik! Sie ist der größere Risikofaktor in unserem Alltagsleben. Versuchen wir zu akzeptieren, so schwer es auch fällt, was gerade vor sich geht. Aber bleiben wir soweit wie möglich ruhig. Uns allen sind derzeit die Hände gebunden. Aber Corona wird vergehen. Unser Leben wird, wenn auch verändert, wieder weitergehen. Versuchen wir inzwischen einen Funken positives Denken in unser Leben zu bringen. Unsere Partner, Familie, Freunde, ja, sogar unsere Kunden haben nicht von unserer Langeweile, von unserer Panik, von unserer Angst. Im Gegenteil, wir zerstören hier durch unsere eigene Unachtsamkeit mehr als Corona.

Nehmen wir uns selbst bei der Nase, versuchen wir den Tag mit einem Lächeln zu überstehen. Ich weiß, es sagt sich so leicht, aber ein Versuch ist es wert. Niemand helfen Depression, Wut, Ärger, Verlust des eigenen Lebens. Schauen wir nach vorne, wenn wir momentan auch nur eine graue Mauer sehen. Stehen wir auf von der Couch und geben wir unseren freien Tagen einen Sinn.

In diesem Sinne kommt alle gut durch diese Zeit!

Fotos von Fotografin Renate. Text bei Renate Stigler. Keine bezahlte Werbeeinschaltung.